Ex-Diktator Augusto Pinochet, der rund 3.000 politische Gegner in Chile ermorden ließ, hat sich in einem Interview als "patriotischer Engel" bezeichnet, der sich für nichts zu entschuldigen hat.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Mich entschuldigen? Wofür? Die Marxisten und Kommunisten haben mich um Verzeihung zu bitten, weil sie versucht haben, mich umzubringen!", meinte Pinochet gegenüber einem spanisch-sprachigen TV-Sender mit Sitz in Miami auf die Frage, ob er Reue gegenüber den Opfern empfinde. "Ich fühle mich wie ein Engel", fügte der 88-Jährige hinzu. Nur einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass Pinochet zu Beginn seiner blutigen Militärherrschaft in den 70er Jahren mindestens 400 Oppositionelle von Armee-Helikoptern aus in den Pazifischen Ozean werfen ließ, um die Massenmorde zu vertuschen. Die 13-jährige Diktatur endete 1990, Pinochet wurde danach nie zur Verantwortung gezogen. Nach einer Anklage wurde er 2002 vom Obersten Gerichtshof für prozessunfähig erklärt. Chiles Regierung reagierte entsetzt auf dessen jüngste Selbstdarstellung als Retter des Vaterlandes. "Wenn Pinochet etwas war, dann ein Todesengel", meinte ein Sprecher. Für den Angehörigenverband der Vertriebenen ist Pinochets TV-Auftritt ein neuer Beleg dafür, dass er durchaus verhandlungsfähig wäre.