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"Ich war noch nie in Seitenblicke"

Von Werner Grotte

Wirtschaft

Sie ist 40, Mutter zweier Kinder und seit zwei Jahren "Herr" über 15 Teilbetriebe, rund 1.400 Mitarbeiter und gut 100 Umsatzmillionen: die Direktorin der Wien Holding GmbH, Elisabeth Miksch. Schon wieder eine "öffentliche Powerfrau"? Ganz und gar nicht. Unter dem Motto "Zeit ist nicht nur Geld" versucht sie, der Familie mindestens genauso viel Stellenwert einzuräumen, wie dem Job. Dazu gehört "natürlich" ein gleichgesinnter Partner, perfektes Timing und Mut zum | etwas anderen Management-Stil.


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Was haben die Wiener Messe und das Ronacher miteinander zu tun? Oder die Gasometer mit dem Tierkrematorium, oder gar der Wohnbauriese Gesiba mit der DDSG? Genauso viel wie die Muldenzentrale mit der Wiener Stadthalle: nämlich ihre Zusammenfassung im "Krämerladen" Wien Holding. Was qualifiziert eine Rechtsanwältin und Mutter Ende 30 dazu, die Geschicke so unterschiedlicher Betriebe, Gesellschaften oder gar Konzerne "strategisch-rechtlich" zu leiten? - "Ich habe mich einfach auf eine offizielle Stellenausschreibung beworben, wurde auf Herz und Nieren geprüft und unter etlichen Mitbewerbern als geeignet befunden", beschreibt Miksch ihren Weg in die Chefetage.

Traumberuf und Alptraum

Dabei war ihr Traumberuf von Kind auf Rechtsanwältin, was sie, mit Schwerpunkt Wirtschaft/Gesellschaftsrecht, vorerst auch wurde. Doch dann erfolgte ein Knick, denn im Abstand von zwei Jahren kamen zwei Kinder - und die Trennung vom dazugehörigen Vater. "Ich habe alles versucht, aber es sollte nicht sein", bedauert sie dies noch heute. Mittlerweile hat sie wieder einen "Vater" für ihre neun- und elfjährigen Sprösslinge. "Ohne Gefährten, der genauso wie ich kocht, putzt und einkaufen geht, würde ich das nicht schaffen", bekennt sich Miksch zur gemeinsamen Familie: "Die meisten Kinder heutzutage sind neurotisch, verhaltensgestört und aggressiv, weil ihnen das Familienleben fehlt".

Nie in den "Seitenblicken"

Im Beruf ging es zumindest imagemäßig auch bergab: Miksch kam als Verwaltungsjuristin in die Dienste der Magistratsdirektion. "Das sind zwar gesellschaftspolitisch interessante Aspekte, aber die Leut' schauen einen plötzlich ganz anders an, wenn man statt Anwältin nur noch Beamtin ist - dabei gibt es eine Menge sehr fähiger Beamter", betont Miksch. Mittlerweile passt das Image als Spitzenmanagerin wieder. Dennoch dürfe der Job allein nicht das wichtigste im Leben sein. "Es kommt halt schon auf die Einteilung an. Ich geniere mich nicht, wenn ich um acht Uhr früh gekommen bin, auch abends um sechs zur Familie heimzugehen statt zur after-work-party", gesteht die Magistra ("Doktor hab' ich bewusst keinen gemacht"), die "noch nie in den Seitenblicken war" und dies auch nicht vor hat, dafür aber - wenn möglich - joggen oder tauchen geht, Ski fährt, malt und liest.

Ohnehin hasst sie "Schwätzer, endlose Sitzungen und ineffizientes Arbeiten": Wenn man seinen Tag strukturiert, kann man ihn auch optimal nutzen und sein Arbeitspensum in vertretbarer Zeit bewältigen. Dazu bedürfe es keiner "Stempeluhr", im Gegenteil. In vielen Bereichen sei dies eher eine kontraproduktive Form der Entmündigung, die Mitarbeiter nur demotiviert. "Wirtschaft kann auch anders funktionieren, ich trete gerne den Beweis an." Neuausrichtung der Holding im Interesse der Stadt ist denn auch ihre Kernaufgabe: Nachdem vor drei Jahren die Bank Austria als letzter privater Investor ausgeschieden ist, haben sich die Zielsetzungen der nun 100prozentigen Stadt Wien-Tochter von der Geldbeschaffung weg in Richtung Gesellschaftspolitik und Stadtentwicklung verändert. Aktuellstes Projekt: der Medien-Cluster am ehemaligen Schlachthof St. Marx, der sich zur Wiener "Cinecitta" auswachsen könnte. http://www.wienholding.at