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"Ich weiß noch nicht genau, was ich denken soll"

Von Zarko Radulovic

Europaarchiv

Die Verhaftung des Ex-Generals Mladic löst bei Serben in Wien gemischte Reaktionen aus. | Wien. Überrascht, abwartend, überschwänglich glücklich, traurig - die Gefühle und Reaktionen bei der in Österreich lebenden serbischen Bevölkerung nach der Verhaftung des bosnisch-serbischen Ex-Generals Ratko Mladic sind völlig gemischt.


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"Zur Kenntnis genommen" hat der Dachverband der serbischen Vereine in Wien die Mladic-Festnahme. Belgrad habe jedenfalls "mit dem tadellosen Vorgehen ein mehr als eindeutiges Signal gesetzt, dass Serbien höchstes Interesse an einer EU-Mitgliedschaft hat", betont der Vize-Präsident des Dachverbandes, Darko Miloradovic, gegenüber der "Wiener Zeitung". "Wir hoffen natürlich, dass Brüssel dies würdigen und der serbischen Bevölkerung die Tür nach Europa nicht weiter versperren wird", fügt er hinzu.

Nicht die beste Meinung hat der Dachverband jedoch vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, an das Mladic überstellt werden soll. "Leider hat sich das Tribunal bei der Gerichtsbarkeit von serbischstämmigen Angeklagten bisher nicht durch Objektivität ausgezeichnet. Wir hoffen dennoch auf ein faires und den internationalen Standards entsprechendes Verfahren. Wir werden den Prozess intensiv beobachten", erklärt Miloradovic.

Überrascht zeigt sich der 63-jährige bosnische Serbe Bosko: "Ich weiß noch nicht genau, was ich denken soll. Einerseits freue ich mich, da jetzt der Weg für Serbien in die EU viel leichter wird. Andererseits sehe ich in Mladic nicht grundsätzlich einen Kriegsverbrecher, sondern einen Mann, der die Serben in Bosnien verteidigt hat."

Kritik an UN-Tribunal

Völlig geknickt ist wiederum der 44-jährige Nenad, der im bosnischen Bürgerkrieg (1992 bis 1995) Freunde und Verwandte verloren hat. "Wer sagt, dass er ein Kriegsverbrecher ist? Das Haager Tribunal soll das entscheiden? Das ist eine lächerliche, anti-serbische Institution. Ohne solche Männer wie Mladic hätte den Serben ein ähnliches Schicksal geblüht wie im Zweiten Weltkrieg."

Ein 29-jähriger Student denkt ähnlich. Sein Kommentar: "Ratko, viel Glück, und erzähle ihnen dort in Den Haag, was wirklich passiert ist in Srebrenica."

"Gott sei Dank, endlich", freut sich hingegen die 30-jährige Zahnärztin Danijela. "Wir sind nicht mehr Geiseln dieses Mannes. Ich bin total glücklich, dass wir jetzt endlich in die EU können. Ich habe jetzt große Erwartungen und hoffe auf ebenso große Unterstützung Brüssels."