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"Ich will den Türken sehen"

Von Toumaj Khakpour

Politik
Bülent Ceylan in seinem neuen Programm „Wilde Kreatürken”.
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Comedy mit Klischees funktioniert bestens. | Politische Satire als Erfolgsrezept.


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Berlin. Sie sind die neuen TV-Gesichter Deutschlands, die in den meist ausverkauften Sälen quer durch das Land "Sketches" und Parodien zum Besten geben. Deutschlands Ethno-Comedians sind Teil der Kulturszene geworden: Prall gefüllte Hallen und ein vorwiegend deutsches Publikum ist dabei der Normalzustand. Zum Lachen bringen sie mit Berichten aus erster Hand über den Alltag der "Migranten in den Problembezirken". Dabei werden altbewährte Klischees wie die des "Macho-Türken" oder Vorurteile über "exotische Afrikaner" bedient.

Das Publikum sieht diesen jungen Vertretern der zweiten Generation gerne zu, schließlich sind sie es, die fest in der deutschen Gesellschaft verankert sind. Die vielzitierte Gastarbeiteranwerbung begann vor gut 50 Jahren und laut einer Studie des WDR hat heute die Hälfte der deutschen Bevölkerung eine Zuwandererbiografie. Angesichts dieser Bevölkerungsstruktur liegt es nahe, dass die zweite und mittlerweile dritte Generation auch im Bereich der TV-Unterhaltungsbranche für gute Quoten und satte Umsätze bei DVD- und Bücher-Verkäufen sorgt. Zumal die "neuen Comedians" auch in ihrer Funktion als Repräsentanten der durchmischten Gesellschaft im TV fungieren.

Der 30-jährige Stand-up-Comedian Abdelkarim Zemhoute gehört zu dieser Generation und ist seit vier Jahren im Geschäft. Der Bielefelder mit marokkanischem Pass, der als "Abdelkarim" auftritt, versteht es besonders die jungen und "kritikbehafteten" Migranten anzusprechen. Dabei spezialisiert er sich auf den Lebensalltag der Jugend aus den Problembezirken und bringt seine Erfahrungen mit ein. "Einen Amoklauf an der Hauptschule wird es nicht geben - denn da wird zurückgeschossen", sagt er etwa.

Auch "Motombo Umbokko", der eine der markantesten Figuren der deutschen Comedy-Szene ist, beherrscht ein perfektes Rollenspiel. Wie auf Knopfdruck wird aus dem 38-jährigen - Dave Davis, (bürgerlicher Name) - von der afrikanischen WC-Reinigungskraft ein CSU-Politiker aus dem tiefsten Bayern. Das alles mit oder ohne Akzent: "Ich bin aus Afrika! Du weißt schon: viele Elefanten, Löwen und Giraffen." Dabei zeigt er sowohl die Denkweise des "Afrikaners" als auch die Gedanken seines deutschen Gegenübers auf. Durch die perfekte Sprache kann der gebürtige Kölner - dessen Eltern aus Uganda stammen - Vorurteile abbauen.

Andere Comedians der älteren Generation sind in politischer Satire geübt und sprechen die Rückschritte der Integrationspolitik offen an. Dazu nehmen sie Debatten zum Anlass, um ihre Sichtweise in satirischer Form zu äußern.

"Meine türkischen Eltern sind so integriert, die fahren sogar nach Griechenland in den Urlaub", sagt der Kabarettist Serdar Somuncu. Der in Istanbul geborene Künstler versteht es, durch erbarmungslose, scharfe Kritik einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dies brachte dem 43-jährigen selbsternannten "Anti-Türken" schon Auftritte mit Schutzweste ein, da er bei seinen Veranstaltungen mehrmals durch Extremisten verschiedener Couleur bedroht worden ist. Richtig bekannt wurde er im Jahr 1996 mit seinen satirischen Lesungen zu "Hitler - Mein Kampf".

Mit Wortwitz zur Toleranz

Das Spiel mit der Rhetorik kann auch sein türkischstämmiger Kollege Fatih Çevikkollu. Der 39-jährige Kölner gehört als Satiriker zu einer gebildeten Kabarettisten-Riege, die sich durch Wortwitz besonders für das religiöse Verständnis von Muslimen einsetzen. Der bekannteste aus der "Ethno-Comedy" ist Bülent Ceylan. Er ist zurzeit auch wohl der erfolgreichste - Kaya Yanar ausgenommen - deutsch-türkische Comedy-Star. Das Spiel mit deutsch-türkischen Eigenheiten gehört zu seiner Spezialität, dabei bedient er sich Klischees: "Ich kann auch normal reden, aber die Deutschen sehen das anders: Ich habe bezahlt, ich will den Türken sehen!".

Comedy-Programme, in denen die ethnische Zugehörigkeit benutzt wird, gehört unter Comedians heute zum Geschäft. Zu dieser facettenreichen Berufssparte gehören auch die beiden türkisch-stämmigen Komiker Django Asül und Murat Topal sowie der junge Pole Marek Fis. Eine Vorreiterrolle kommt dabei "Erkan & Stefan" zu (bürgerlich: John Friedmann und Florian Simbeck). Ihr Ethno-Background war dabei nicht von Bedeutung, schließlich konnten beide keinen Migrationshintergrund aufweisen. Auch der bekannteste deutsch-türkische Comedian Kaya Yanar war mit "Migranten-Vorurteilen" erfolgreich. Er gilt als Vorbild für viele "Ethno-Comedians". Das Publikum - ganz gleich welcher Herkunft - verbindet das Lachen.