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"Ich würde nicht Studiengebühren autonom einheben"

Von Katharina Schmidt

Politik

Der deutsche Hochschulexperte Eberhard Menzel im Interview.


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"Wiener Zeitung":Vor einem Jahr haben Sie den Hochschulplan vorgelegt. Wird in Österreich genug in den tertiären Sektor investiert?Eberhard Menzel: Offensichtlich versucht man derzeit, bestimmte Prozesse wie die Einschreibung zu optimieren. Wir haben derzeit auch in Deutschland ein Problem, weil wir kein zentrales Verfahren zur Einschreibung haben. Das sollte man vielleicht auch in Österreich andenken. Momentan gibt es hier auch ein Bewerbungsverfahren von 15. Mai bis 15. Juli. Die Studierenden bewerben sich bei verschiedenen Hochschulen, daher wissen wir nicht, woran wir sind.

Wie würde ein Vergabesystem aussehen, das auch für Österreich interessant wäre?

In Deutschland soll nächstes Jahr ein zentrales System eingeführt werden: Jeder kann sich nur einmal bewerben und wird dann zugeteilt. Man kann zwar Prioritäten angeben, aber es gibt keine Doppelbewerbungen mehr. So könnte man die auch bei Ihnen bestehenden Intransparenzen und Planungsunsicherheiten beseitigen. Wir hoffen, dass wir das System nächstes Jahr haben.

Für wie sinnvoll halten Sie die vorgezogene Inskriptionsfrist, die am Mittwoch endet?

Bei uns ist das genau das Gleiche: Insbesondere in den Numerus Clausus Fächern läuft die Einschreibefrist knallhart zu einem bestimmten Zeitpunkt - Ende August bis Mitte September - ab.

Im Streit um die Studiengebühren heben einige Universitäten nun autonom Gebühren ein. Für wie sinnvoll halten Sie diese Maßnahme und wie sehr sehen Sie hier den Gesetzgeber gefordert?

Ich halte es für sehr gewagt, wenn die Uni ohne eine gesetzliche Regelung Gebühren einhebt. Ich würde das als Rektor nicht machen.

Sind Studiengebühren generell notwendig? In Österreich gibt es seit Jahrzehnten die politische Diskussion darüber, muss man da nicht langsam kreativere Lösungen finden?

Wenn die Politik genügend Geld zur Verfügung stellt, dann müsste man so etwas gar nicht diskutieren. Es muss genügend Geld im System sein, das ist der Knackpunkt dabei. Wo das Geld letztlich herkommt, ist eigentlich völlig egal. Ob es gerecht ist, dass die Krankenschwester das Studium des Arztes finanziert, das ist dann wieder eine andere Frage.

Zur Person: Eberhard Menzel
Der Niedersachse ist studierter Elektrotechniker (Promotion 1981), seit 2009 ist er Gründungsbeauftragter der Hochschule Ruhr West. 2011 war er Coautor des österreichischen Hochschulplans im Auftrag des Wissenschaftsministeriums.