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Idee des Austro-Kernaktionärs still und heimlich beerdigt

Von Karl Leban

Wirtschaft

Vor der Tür von Böhler-Uddeholm steht die milliar denschwere Investment-Gesellschaft CVC. Die Briten sind drauf und dran, sich ein großes Kuchenstück des heimischen Paradebetriebs zu sichern.


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Als die staatliche Industrie-Holding ÖIAG im November 2003 ihren restlichen 25-Prozent-Anteil an Böhler-Uddeholm über die Börse verkaufte, ahnte wohl niemand, dass der Edelstahlkonzern nicht einmal vier Jahre später in ausländische Hand gelangen würde. Allenfalls war mancherorts - und da vor allem in Kreisen der SPÖ - befürchtet worden, dass dies eines Tages doch geschehen könnte.

Gerade in der heutigen Finanzwelt dreht sich das Karussell - wenn es um Übernahmen und lukrative Investments geht - in ei nem atemberaubenden Tempo. Die Eigentümer von heute sind die Verkäufer von morgen. Das schnelle Geld steht dabei im Vordergrund. Und das ist dem privaten österreichischen Böhler-Hauptaktionär, der Investoren-Gruppe um den Anwalt Rudolf Fries, nun so gut wie sicher. Mit einem Buchgewinn von mehreren hundert Millionen Euro winkt der krönende Abschluss eines vor sechs Jahren eingegangenen Investments.

Es sieht so aus, als hätte die Fries-Gruppe nur darauf gewartet, dass jemand mit einem verlockenden Angebot für ihren Fünftel-Anteil auf sie zukommt. Ursprünglich hätte die Gruppe ein langfristiger stabiler Kernaktionär sein sollen - ein Garant dafür, dass Böhler als eigenständiger Konzern mit seiner Firmenzentrale (nebst Forschung und Entwicklung) mit dem österreichischen Standort verwurzelt bleibt. Von dieser Annahme ist die ÖIAG, die von der Politik dazu verpflichtet wurde, bei Privatisierungen stets den Gedanken des privaten Austro-Kernaktionärs nicht aus den Augen zu verlieren, ausgegangen. Darum hat sie sich auch guten Gewissens ganz aus Böhler zurückgezogen - mit dem öffentlichen Hinweis, der Privatisierungsauftrag der Regierung sei mit der Fries-Gruppe bestmöglich erfüllt.

Was bringt die Zukunft?

Für Böhler jedenfalls ist die weitere Zukunft nach der bald voll anrollenden Übernahme mehr als ungewiss - auch wenn CVC beteuert, die Eigenständigkeit nicht antasten zu wollen, und Zugeständnisse an den Standort Österreich macht.

Niemand kann sagen, ob CVC nur Platzhalter für einen strategischen Investor ist, der zu einem späteren Zeitpunkt - in ein paar Jahren - groß zuschlagen will. Rendite-hungrige Finanzinvestoren wie CVC bleiben nur eine gewisse Zeit in einem Unternehmen und ziehen dann wieder weiter.

Vielleicht landet Böhler-Uddeholm als "Feinkostladen" irgendwann im Reich des indischen Stahl-Magnaten Lakhsmi Mittal, des ja panischen Hitachi-Konzerns oder des deutschen Stahlriesen ThyssenKrupp. Auszuschließen ist in diesem Zusammenhang gar nichts, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Die Moral der Geschichte ist: Die Idee eines stabilen österreichischen Aktionärskerns, die von der früheren schwarz-blauen Regierung für ihre Privatisierungspläne geradezu gebetsmühlenartig propagiert wurde, um Anteile an wichtigen Betrieben im Land zu halten, ist mit den Vorgängen bei Böhler ad absurdum geführt.

Kein heimischer Privatinvestor ist für die hehren Wünsche von Politikern verlässlich genug.

Glänzendes Geschäft

Zwar galt die Fries-Gruppe immer als Musterbeispiel für den viel beschworenen österreichischen Kernaktionär. Die Gefahr, dass sie bei einem guten Offert schwach werden könnte (wie jetzt), war aber stets akut.

Wohin die Reise für Böhler geht, kann nach dem Ausstieg der ÖIAG politisch nicht mehr beeinflusst werden. Den Fries-Konsorten ist freilich kein Vorwurf zu machen, wenn ein glänzendes Geschäft mehr für sie zählt als Patriotismus. Für sie ging es bei ihrem Engagement nie um eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Von der Politik war es aber blauäugig, das anzunehmen.