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Idee eines verpflichtenden Kindergartenbesuchs stößt auf Ablehnung

Von Martyna Czarnowska

Politik

Der Vorschlag von SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer, eine Kindergartenpflicht für Kinder von ZuwandererInnen einzuführen, ist auf Ablehnung gestoßen - nicht nur bei den Regierungsparteien. Auch beim Wiener Integrationsfonds wird Elterninformation als vorrangig angesehen.


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Im internationalen Vergleich sind Kinder aus MigrantInnenfamilien an österreichischen Schulen stärker benachteiligt als in den meisten anderen OECD-Staaten. Laut einer Studie des UN-Kinderhilfswerks UNICEF liegt etwa der Prozentsatz von 15-jährigen Kindern von ZuwandererInnen, die nur schlecht lesen können, in Österreich bei rund 40 Prozent.

Dass Kinder, die mit sechs Jahren in die Schule kommen und noch nicht Deutsch können, vielleicht ein Leben lang Nachteile hätten, befürchtet auch SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer. Daher regte er einen verpflichtenden Besuch des Kindergartens an: So könnte die Sprache schon vor Schuleintritt erlernt werden.

Mit diesem Vorschlag stieß Gusenbauer auf breite Ablehnung - sowohl bei Regierungsparteien als auch Lehrer- und SchülervertreterInnen der SPÖ. Denn "Zwangsverpflichtung" sei "noch nie Politik der Sozialdemokratie" gewesen, meinte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen LehrerInnen Österreichs, Reinhard Dumser.

Auch beim Wiener Integrationsfonds wird Gusenbauers Vorschlag kritisch bewertet. "Es geht vielmehr darum, bestehende Informationsdefizite zu beseitigen", erklärt Gabriele Philipp. Viele Eltern glauben nämlich, dass ihnen ein Kindergartenplatz gar nicht zustehe, wenn die Frau nicht berufstätig sei. Daher sei es wichtig, die Eltern - in ihrer Sprache - über die Notwendigkeit des Kindergartens zu informieren. Ein zusätzliches Angebot wird gemeinsam mit dem Stadtschulrat Wien angeboten: vorschulische Vorlaufgruppen, die jährlich rund 1.000 Kinder besuchen.