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Ideen sind überbewertet

Von Christina Böck

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Man muss schon sagen: Es ist wenigstens ehrlich. E.L. James hat ganz offen zugegeben, dass sie jetzt einfach noch einmal dasselbe Buch geschrieben hat. Es ist immer noch "Shades of Grey", aber Achtung: diesmal aus einer anderen Perspektive. Nun erzählt die eh schon beim ersten Mal mäßig erbauliche Geschichte von der naiven Studentin und dem peitschenschwingenden Millionär eben Letzterer. Und beantwortet die Frage, die sich die ganze Welt gestellt hat: Was soll der Blödsinn.

Nein, tut er natürlich nicht. Im Gegenteil, die neue Variante des wahrscheinlich am unbeholfensten formulierten Softpornos der Belletristikgeschichte wirft sogar neue Fragen auf. Etwa: Wie kann es sein, dass eine Buchveröffentlichung, die in keinster Weise überraschen kann, die Massen in die Buchhandlungen treibt (so geschehen in New York am Donnerstag)? Wie kann es sein, dass es sogar Menschen gibt, die vor dem Geschäft übernachten aus Vorfreude auf einen Roman, der nichts anderes ist als eine schnelle neue Geldturbine einer Autorin, die offenbar sonst keine Ideen hat?

Aber wie gesagt: E.L. James ist ja wenigstens ehrlich. Denn zumindest in der Hollywood-Filmmaschinerie spielt man dieses Spielchen schon länger, nur heuchlerischer. Da bekommt man entweder Komödien nach dem immer gleichen Rezept mit geringfügig wechselnden Ingredienzien (Schauspielern, Lokalitäten) serviert, oder man nennt das ganze Sequel, und erzählt unter diesem Codewort einfach dieselbe Chose schamlos noch einmal.

So gesehen: Vielleicht lässt sich ja auch das neue "Shades of Grey"-Buch noch einmal verfilmen!