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Ideologe Eric Cantor führt Glaubenskrieg gegen Obama

Von Michael Schmölzer

Wirtschaft

Reichensteuer kommt für Tea-Party nicht in Frage.


Wien/Washington. Jetzt ist US-Präsident Barack Obama und seinen Mitstreitern endgültig die Hutschnur gerissen: Der Fraktionschef der Republikaner, Eric Cantor, benehme sich wie ein kleines Kind, sein Parteikollege John Boehner solle bitte endlich dafür sorgen, dass „die Erwachsenen ihre Arbeit machen können”, wird ein Berater Obamas zitiert.

Im US-Schuldenstreit liegen die Nerven blank. Die Zeit drängt, Obama muss eine Einigung erzielen, sonst droht am 2. August der Staatsbankrott. Die Folgen für die Finanzmärkte wären unabsehbar. Doch die Republikaner schalten unbeirrt auf stur: Eine Anhebung der Schuldenobergrenze kommt für viele nicht in Frage, ein Ende der Steuergeschenke für Reiche ebenso nicht. Stattdessen soll bei Sozialprogrammen gespart werden. Zugeständnisse ausgeschlossen.

Die Unnachgiebigkeit der traditionsreichen „Grand Old Party” hat ein klar definiertes Ziel: Obama soll die alleinige Schuld an der Schuldenkrise in die Schuhe geschoben werden - und das um jeden Preis. An vorderster Front werkt hier Eric Cantor. Er ist die Nummer zwei in der republikanischen Polithierarchie, ein schneidiger Exponent der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung. Cantor verkörpert perfekt den kompromisslosen Ideologen, Kommentatoren bezeichnen ihn sogar als „Glaubenskrieger”, einen vom Ehrgeiz getriebenen „jungen Wilden”, der sich an die Spitze einer ultrakonservativen Anti-Obama-Bewegung gestellt hat.

Teilnehmer der Verhandlungen berichten, dass der mit fast 50 nicht mehr so junge Cantor Obama ständig unterbreche und keine Gelegenheit auslasse, den US-Präsidenten zu provozieren. Die Hoffnungen der Demokraten konzentrieren sich deshalb ganz auf Boehner, die Nummer eins bei den Republikanern. Er gilt als kompromissbereit und pragmatisch, als ein Mann, mit dem man auch über Steuererhöhungen reden kann.