Zum Hauptinhalt springen

Igelmensch und Stacheltier

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Igel frönen der Selbstbespeichelung. Hätten Sie's gewusst? Die Zoologin Weiss-Spitzenberger hat uns darüber in "Vom Leben der Natur" auf Österreich 1 erzählt. Auch wie das mit dem Einigeln tatsächlich vor sich geht, haben wir jetzt intus. Dass die elastischen Stachelbärchen in groben Mengen vom Dachs verspeist werden, hätten wir nicht gedacht, entsetzt uns ein bisschen und werden wir nicht ändern können. Unser kleiner Freund, der nächtens die Terrasse und das dort verschmähte Katzenfutter heimsucht, dürfte noch keinem Frech-Dachs über den Weg gelaufen sein.

Mit zweibeinigen Frechdachsen, die verständnislos und leicht angewidert an seiner Musik herumknabberten, hatte Jean Sibelius ein Leben lang zu kämpfen. Dafür wurde er durch rechtzeitigen Weltruhm gleichsam entschädigt. Zu kantig, zu stachelig und daher in keine Schublade passend, kommt sein Werk daher. Sein langes, der Umsetzung der Natur in Tonkunst gewidmetes Künstlerleben hat der mittwochs von arte gezeigte Film "Musikgigant aus dem Norden" exemplarisch vorgeführt.

Der Wechsel, das Ineinanderfließen von Hand- und Notenschrift - von geschriebener und komponierter (Lebens-)Melodie; die Doku-Filme aus Wien, Paris, Berlin und London aus der Zeit um die Jahrhundertwende; die kostbaren Filmschnipsel über den Meister als Privatmenschen und als Künstler; vor allem aber die den Rohstoff für seine Musik geliefert habende Natur: Alles zusammen wurde dermaßen kongenial miteinander verquickt, dass man mitten im Sommerloch eineinhalb Stunden lang akustisch und optisch abheben konnte. " Ich liebe das Leben über alles, und das muss in all meinen Kompositionen zum Ausdruck kommen", hat Sibelius einst resümiert. Die Botschaft klingt nach . . .