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Anspannung bei Auslandsgriechen, Angst vor Radikalisierung.
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Wien. Serben und Griechen wählen diesen Sonntag ein neues Parlament, und serbische Staatsbürger können im Gegensatz zu den Griechen auch in Österreich wählen. Die "Wiener Zeitung" hat sich in der Bundeshauptstadt in beiden Communitys umgehört.
Die Serbin Nada A. hat den Wahlkampf nur am Rande mitverfolgt. Sie hält sich während der Legislaturperiode auf dem Laufenden und nimmt Wahlkämpfe nicht so ernst: "Das sind Veranstaltungen, wo das Blaue vom Himmel versprochen wird." Die beiden großen Parteien von Boris Tadic (Demokratska Stranka, DS) und Tomislav Nikolic (Srpska Napredna Stranka, SNS) haben sich themenmäßig sehr stark angenähert und in der politischen Mitte positioniert. Beide sind pro EU und wollen Serbien an EU-Standards heranführen.
Die Wiener Serben sind allerdings sehr skeptisch. "Die Frustration ist sehr hoch, da die Menschen seit 20 Jahren hören, dass es besser werden wird", sagt Nada A. Wenige werden in Österreich zur Wahl gehen. Viele Serben wissen gar nicht, dass sie an der Botschaft in Wien wählen können. "Das ist ein großes Versäumnis der Botschaft", meint sie. Es gibt aber auch nicht viele, die nach Serbien zur Wahl fahren. Schätzungen in der Diaspora gehen laut der Politologin Ana Boskovic von 200 bis 300 Serben aus, die in Wien ihre Stimme abgeben werden, obwohl hier zehntausende wahlberechtigte Serben leben.
EU-kritische Auslandsserben
Boskovic ist eine der wenigen, die auf jeden Fall wählen wird. Die Diaspora hege romantische Gefühle in Bezug auf die Heimat, so die Politologin. "Die Lage im Land wird von im Ausland lebenden Serben anders betrachtet als von Menschen in Serbien." Die Diaspora sei zum Beispiel EU-kritischer. Die Auslandsserben meinen, dass ihr Land auch alleine überleben könne.
Die Wahlen in Griechenland stehen ganz im Zeichen der Wirtschaftskrise. Thema des Wahlkampfs sind die hohe Arbeitslosigkeit - 22 Prozent der 20- bis 40-Jährigen haben derzeit keinen Job -, das Sparprogramm und die Migration nach Griechenland, erzählt Katerina A. der "Wiener Zeitung". Im Ausland besteht für Griechen keine Möglichkeit wählen zu gehen. Letztes Mal bezahlten die Parteien noch Gratisflüge nach Griechenland, sagt Katerina A. Der Wahlkampf wurde sehr populistisch geführt, keine der Parteien hatte wirklich eine Antwort auf die Krise. Oft standen Sportler, Schauspieler und Personen aus Fernsehshows im Mittelpunkt, die von den Parteien angeworben wurden.
Die Stimmung in der Diaspora ist angespannt, keiner weiß, wie es weitergehen soll. "Die Verlierer werden die zwei großen Parteien Nea Dimokratia und Pasok sein", ist Katerina A sicher. Das Erstarken der Rechtsparteien, die Migranten als Sündenböcke darstellen und für die Gewalt verantwortlich machen, liegt ihr schwer im Magen. Sie fürchtet, dass Griechenland nach den Wahlen keine starke Regierung haben wird.