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Ikea und das ganz normale Paar

Von Edwin Baumgartner

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Emotional aufgeladene Familienszene: Er hat einen Job in einem weit entfernten Land angenommen (wenn ich mich recht erinnere in Südafrika), sie will ihm mitteilen, dass sie schwanger ist. Schlussbotschaft: Zu Hause ist man dort, wo man seine Wohnung mit Ikea-Möbeln einrichtet. Das Besondere an dem Werbeclip: Der Mann ist gehörlos, die Frau ist meiner Interpretation nach eine Hörende.

Natürlich gibt es Kritik an dem Spot: Der Darsteller des Mannes sei offenbar im realen Leben nicht gehörlos (kann es wirklich sein, dass man keinen gehörlosen Schauspieler gefunden hat, der im Typ passte?), die Gebärdensprache sei holprig. Berechtigte Einwände, zugegeben.

Aber meiner Meinung nach überwiegt das Positive. Gerade die Werbung suggeriert schließlich das wunschgemäße Erscheinungsbild des Menschen: Wenn Du das trinkst und jenes isst und Dir dies anschaffst, dann siehst Du selbst toll aus und hast obendrein eine schöne Partnerin oder einen tollen Partner. Kaum eine Autowerbung ohne Model, sei es ein weibliches oder ein männliches.

Und dann kommt das schwedische Möbelhaus und inszeniert einen Werbeclip, in dem eine Rolle die eines gehörlosen Mannes ist. Der Clou: Die Behinderung hat keinerlei inhaltliche Funktion, der Spot zielt gar nicht auf sie ab. Es ist ganz einfach ein Paar, das in einer heiklen Situation ist, weil die Schwangerschaft mit einem ziemlich extremen Ortswechsel zusammenfällt. Gerade die Nicht-Thematisierung der Behinderung, ihre Darstellung als etwas völlig Alltägliches, als etwas Normales, macht diese TV-Werbung so außerordentlich.