Ulrich Eichelmann ist am Dienstag Nachmittag erst einmal auf ein Bier gegangen. Denn der Initiator der Nicht-Regierungs-Organisation ECA-Watch mit Sitz in Wien hat einen Sieg davon getragen: Die Europäer haben ihren Ausstieg aus dem Ilisu-Staudammprojekt in der Türkei am Vormittag offiziell bekannt gegeben. | Das Zwei-Personen-Unternehmen ECA-Watch war maßgeblich für diesen Ausstieg verantwortlich. Denn das Staudamm-Projekt ist nicht an der Nicht-Erfüllung der Auflagen gescheitert, sondern daran, dass der öffentliche Druck immer größer geworden ist.
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Die türkische Regierung hat den Rückzug der Kreditgarantien von Österreich, Deutschland und der Schweiz demnach auch als politisch motiviert kritisiert.
Der gebürtige Deutsche Eichelmann war es, der die ECA-Watch-Filiale "Doga Dernegi" in Hasankeyf gegründet hat, um den türkischen Widerstand zu formieren. Im dortigen Büro hat sich dann der Popstar Tarkan gemeldet, um sich als prominente Spitze vor die Bewegung zu stellen. Damit hat ein Domino-Effekt eingesetzt. Der Nobelpreisträger Orhan Pamuk wurde dank Tarkan gerufen. Pamuk konnte wiederum Schriftstellerkollegen wie Yasar Kemal überzeugen, ihren Namen für den Erhalt der Jahrtausende alten Stadt zu leihen. "Unsere einzige Strategie war, soviel Informationen wie möglich vor den Vorhang zu zerren", erklärt Eichelmann, der 17 Jahre beim WWF gearbeitet hat, und mit Lobbyismus-Arbeit vertraut ist.
Der Ilisu-Damm gehört zum sogenannten Südostanatolien-Projekt, einem Netzwerk aus 22 Staudämmen und 19 Wasserkraftwerken. Doch wie viele davon nun verwirklicht werden, ist fraglich. Die ECA-Watch scheint dort bereits ihr nächstes Projekt zur Adoption gefunden. An einem Zufluss vom Tigris soll ein Wasserkraftwerk namens Alkurmu entstehen. Die ECA-Watch kündigte an, sich Alkurmu "genauer anzusehen".
In Südostanatolien heißt es, man wolle lieber Solar- und Windkraft. Möglicherweise utopisch - Wind und Sonne decken erst weniger als 1,5 Prozent des globalen Strombedarfs.