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Einer der wenigen Punkte, in denen sich der ORF noch von den Privaten unterscheidet, ist der Verzicht auf die so genannte Unterbrecher-Werbung. Eine Ausnahme bilden die alpinen Skiübertragungen, denn da wird mittendrin recht heftig geworben, und zwar von den Skistars selbst, die für diverse Sponsoren auftreten. Somit haben wir in diesen Tagen, während des Weltcup-Finales in Sestriere, zum letzten Mal in dieser Saison die Gelegenheit, die Schauspielkünste der Sportler zu bewundern - und uns über manches zu wundern.
Etwa darüber, wie sinnvoll und glaubwürdig es ist, ausgerechnet Skiläuferinnen, die das halbe Jahr unterwegs sind, fürs Festnetz werben zu lassen. Gäbe es den Mobilfunk noch nicht, müsste er für solche Globetrotterinnen erfunden werden. Da es ihn aber schon gibt, dürfen ihn anscheinend nur die Männer benutzen - zumindest der ÖSV-Präsident. In einem sehr hinterfotzigen Spot legt Herr Schröcksnadel sein Handy kurz zur Seite - und einige Skifahrer erlauben sich einen Scherz, indem sie es kurz an sich nehmen und im Namen des Präsidenten Sportkollegen in wahnwitzige Abenteuer schicken. So muss der Snowboarder Alex Maier eine Skisprungschanze mit dem Brett hinab, Andreas Goldberger mit den Sprunglatten eine Hochgeschwindigkeitspiste hinunter.
Worüber man sich wundern muss, ist der Kadavergehorsam, der in dieser Werbung zum Ausdruck kommt. "Im Auftrag des Präsidenten", raunt "Goldi" den Umstehenden zu, als er sich Hals über Kopf ins Unglück stürzt. Solch eine autoritäre Befehlsgewalt ist wohl nur mehr im Sport selbstverständlich - und zeigt, dass es gar keine so abwegige Idee war, ausgerechnet einen ehemaligen Skifahrer in die Bundesheer-Reformkommission einzuberufen . . .