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Im cineastischen Feinkostladen

Von Matthias Greuling

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Das ging flott: In den ersten beiden Vorverkaufstagen hat die Viennale bereits 42.000 Tickets verkauft - ein absoluter Rekord. 75 der insgesamt 391 Vorstellungen sind ausverkauft. Das liegt aber auch daran, dass man durch den Wegfall des ehemaligen Spielorts am Schwarzenbergplatz über einen Saal weniger verfügt und der neu errichtete Eric-Pleskow-Saal im Metrokino diesen Verlust nicht kompensieren kann. Auch die um einen Tag verlängerte Spielzeit der Viennale wird am Ende dennoch ein Minus an rund 4000 Plätzen ergeben.

Der große Andrang zeigt jedenfalls, dass die Gier nach Filmkunst so groß wie nie ist. Im Einheitsprogramm der TV-Sender finden sich nicht mehr ausreichend Inhalte, die über die Qualität von ausgetretenen Standard-Dramaturgien hinausgehen. Weshalb der sogenannte Arthaus-Film seit Jahren immer beliebter wird. Leider aber nicht beliebt genug, dass er selbständig - also ohne Förderungen - lebensfähig wäre.

Die Viennale ruft das der Politik mit schöner Regelmäßigkeit in Erinnerung und zeigt, wie beliebt der cineastische Feinkostladen bei den Wienern ist und dass die Preise in diesem Delikatessengeschäft nicht unbedingt teurer als beim Diskonter sein müssen. Mit einem Kartenpreis von 9 Euro ist die Viennale sogar etwas günstiger als jedes Multiplex.

Vielleicht hat der Ansturm auf die Viennale auch damit zu tun, dass sich nach und nach die Erkenntnis durchsetzt, dass österreichische Dramen, französische "Problemfilme" und exotische Avantgarde aus Argentinien mehr Spaß machen als jede dämliche Castingshow.

Website Viennale