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Im Eck stehen für Fortgeschrittene

Von Christina Böck

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Das war wohl ein klassischer Fall von "Die Sau wird immer größer" - also eine Situation, in der man durch Verbalinkontinenz von einem Fettnäpfchen ins nächste taumelt: Da waren also lästige Journalisten bei einer Pressekonferenz in Cannes, die Regisseur Lars von Trier mit früheren Aussagen konfrontiert haben. Archiv, Rache des Journalisten und so. Von Trier hatte nämlich in einem Interview einmal Interesse an der Nazi-Ästhetik bekundet.


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In der Antwort hat sich der Regisseur dann warmgeredet. Also ein bisschen zu warm. "Ich bin nicht für den Zweiten Weltkrieg, und ich bin nicht gegen Juden. Ich bin sogar sehr für die Juden. Oder nein, so doll nun auch wieder nicht. Schließlich geht einem Israel wirklich auf die Nerven." Danach dürfte sich von Trier schon gedacht haben: Auweia. Gesagt hat er: "Wie komme ich jetzt bloß aus diesem Satz wieder raus?" Und dann hat der Trotzkopf über den Kalmierer gesiegt und von Trier hat gesagt: "Okay, ich bin ein Nazi."

Was war das nun? Entlarvender Ausritt eines verkappten Nazis? Oder schlecht eingeschätzte PR-Politik für seinen Film "Melancholia"? Für Letzteres spricht ein wenig die halbherzige Reaktion der Festivalleitung in Cannes: Man hat von Trier zur "Persona non grata" gestempelt. Aber aus dem Wettbewerb wurde er nicht ausgeschlossen. Was soll dann diese Sanktion? Das von Trier nicht mehr zu schicken Partys eingeladen wird? Dem haben sies aber gezeigt.