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Tief erschüttert nahm ich vom Ableben von Herrn Generaldirektor-Stellvertreter Dkfm. Hannes Zach Kenntnis. Erst kürzlich hatte er noch in voller Gesundheit seinen 66. Geburtstag gefeiert. Kurz
danach wurde ich davon in Kenntnis gesetzt, daß er infolge eines Spitalsaufenthaltes an der Sitzung des Stiftungsbeirates der Verbundgesellschaft nicht teilnehmen kann. Wir haben ihm deshalb unsere
besten Genesungswünsche übermittelt, nicht ahnend, daß es sich um das letzte Schreiben an unseren geschätzten Freund und Kollegen handelte.
Lassen Sie mich kurz auf den Lebenslauf des Verstorbenen eingehen. Lebenslauf heißt im lateinischen so treffend "curriculum vitae". Das bedeutet Lauf, Wettlauf, Umlauf ja sogar Kreislauf. Es war
wahrhaftig ein Wettlauf von Erfolg zu Erfolg, sei es im humanistischen Gymnasium, wo der Verstorbene ein glänzender Sportler war, sei es in der Verbundgesellschaft, in der der Absolvent der
Hochschule für Welthandel, als kaufmännischer Angestellter in der Abteilung Revision seine Karriere begann.
Wenige Jahre danach schaffte er den Sprung zum Assistenten der Generaldirektoren-Stellvertreter Otto Sykora und Rudolf Kloss. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter. Handlungsbevollmächtigter,
Abteilungsleiter, Prokura und schließlich am 1. August 1971 die Bestellung zum Vorstandsmitglied. Zach war übrigens jüngstes Vorstandsmitglied in der Geschichte der Verbundgesellschaft, ja im ganzen
Verstaatlichtenbereich. Ein Jahr später wurde ich zum Aufsichtsratsmitglied der Verbundgesellschaft bestellt. Das nur um ein Jahr jüngere Vorstandsmitglied Zach, der den Baubereich leitete, fiel mir
sofort durch hohe fachliche Qualifikation, großen Einsatz und starke Zielstrebigkeit auf. Ich wußte zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, daß wir gemeinsam mehr als 14 Jahre lang die Geschicke der
Verbundgesellschaft und damit des gesamten Verbundkonzerns leiten würden.
Neun Monate bevor ich 1979 in die Verbundgesellschaft kam, wurde der Verstorbene zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes bestellt, womit der "Wettlauf des Lebens" einen seiner Höhepunkte
erreichte. Es war anfänglich für den langgedienten Verbundmitarbeiter sicher nicht leicht, einen Außenstehenden wie mich als Generaldirektor zu akzeptieren. Es gab aber von Anbeginn an eine offene
Zusammenarbeit, die sich zu einer kooperativen Partnerschaft und letztlich zu einer tiefen Freundschaft entwickelt hat.
Es gab ungeheuer viel gemeinsames, insbesondere stimmten wir in der Geschäftspolitik völlig überein. In wenigen Fragen, wo wir verschiedene Ansichten und Einstellungen hatten, haben wir letzten Endes
immer einen gangbaren Kompromiß gefunden, mit dem wir beide leben konnten.
Ich habe den Verstorbenen immer so respektiert, wie er war. Offen und ehrlich und nie mit seiner Meinung hinter dem Berg haltend. Wenn er dabei durch seine Geradlinigkeit verletzend war, so tat ihm
das im Nachhinein stets leid und es kam immer zur Verzeihung und Versöhnung. Ich habe seine tiefe Religiosität, die ihm in allen Lebenslagen nicht nur Kraft, sondern auch Freude gegeben hat und
seinen politischen Standpunkt respektiert sowie den Familienmenschen Zach stets geschätzt.
Sein besonders Hauptanliegen, welches er vom Beginn seiner beruflichen Laufbahn mit erstaunlicher Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit verfolgt hat, war der Ausbau der heimischen Wasserkraft. Durch das
konsequente Beschreiten dieses Weges hat er sich im Verbundkonzern unschätzbare Verdienste erworben und die gesamte Elektrizitätswirtschaft Österreichs maßgeblich geprägt.
Ich möchte alles, was ich über meinen Vorstandskollegen noch zu sagen hätte, mit einem Ausspruch eines amerikanischen Schriftstellers zusammenfassen, der sagt: "Es ist großartig, ein bedeutender
Mensch zu sein, aber es ist noch großartiger, ein menschlicher Mensch zu sein." Bei dem Verstorbenen hat Größe und Menschlichkeit ganz offensichtlich immer eine Einheit gebildet. Wir alle und
insbesondere die Verbundgesellschaft, für die er 35 Jahre, also mehr als die Hälfte seines Lebens tätig war, werden ihm stets ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren.