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Im Handel steht ein "Gerangel" bevor

Von Petra Medek

Wirtschaft

Krisenstimmung im heimischen Einzelhandel: Der immer geringere Anteil der Konsumausgaben für den Handel werde zu einem "neuen Gerangel" in der Handelslandschaft führen, prognostizierte der Wiener Handelsobmann Fritz Aichinger am Donnerstag im Rahmen eines Handelssymposiums von RegioPlan Consulting in Wien.


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1990 wurden noch etwa 48% der Konsumausgaben im Einzelhandel ausgegeben, 2000 nur noch 36%. Bis 2010 soll dieser Anteil auf 25% sinken. Urlaub und Wellness-Angebote würden dagegen zunehmen, erklärte Aichinger. Zukunftsängste und Verunsicherung der Konsumenten wirkten sich zusätzlich negativ aus, sagte Wolfgang Richter, Geschäftsführer der RegioPlan Consulting. Außerdem müssten die Österreicher heuer erstmals einen realen Einkommensverlust hinnehmen, den er auf 1 bis 2% schätzt. Zwar würde dadurch nicht weniger konsumiert, sondern eher weniger gespart, trotzdem werde sich dies in einer Marktbereinigung niederschlagen, glaubt Richter.

Heuer 2% Umsatzeinbuße

Für das heurige Jahr muss sich der heimische Einzelhandel auf einen nominellen Umsatzrückgang von rund 2% gefasst machen. In den ersten neun Monaten 2002 setzte der Einzelhandel nominell um 0,9% weniger um, real um 2,4%, geht aus den jüngsten Zahlen des Instituts für Gewerbe- und Handelsforschung (IfGH) hervor. Die Kundenfrequenz ging in den ersten drei Quartalen im Vergleich zu 2001 um 3,3% zurück.

Besonders kräftig war das Umsatzminus im Sportartikelhandel mit minus 2,7% (nicht preisbereinigt), gefolgt vom Textilhandel mit minus 2,6% und dem Uhren- und Schmuckhandel mit minus 2,4%. Ein Plus von 1% gab es im Papier- und Buchhandel, sowie im Spielwaren- und Lederwarenhandel mit je 0,8% Zuwachs. Der Lebensmittelhandel kam mit einem Minus von 0,5% glimpflich davon.

Im Osten Österreichs war die Kaufzurückhaltung mit minus 1,9% stärker als im Süden (-1,1%). Besonders deutlich war der Umsatzrückgang in Wien (-2,3%). Im Westen stiegen die Umsätze im Schnitt um 0,3%.

Akuter Handlungsbedarf

Die Branche sei nun aufgefordert zu handeln, "durchtauchen geht nicht mehr", so Richter. Laut dem RegioPlan-Chef ist jeder dritte Handels-Standort in Österreich nicht mehr rentabel. In den vergangenen Jahren hätte sich gezeigt, dass pro Jahr etwa 5% der Standorte zusperren.

30% der Filialisten hätten ihre Expansionspläne heuer bereits gestoppt. Für kleine Einzelhändler sieht Richter nur die Möglichkeit, sich zu Kooperationen zusammenzufinden, Franchising-Systemen beizutreten oder Spezialisierungen zu suchen. Grundsätzlich könnten auch liberalere Öffnungszeiten dazu beitragen, dass sich das Marktvolumen um zusätzlich etwa 1 bis 2% ausweite, meint Richter.