OMV kauft neue Auktionspapiere. | Benachbartes Katar ist in der Hand von US-Konzernen. | Wien. Im Iran brodelt es - und zwar ober- und unterhalb der Erdoberfläche. Die Öl- und Gas-Ressourcen des Landes üben eine magnetische Anziehungskraft aus.
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"Alle Ölfirmen, die nicht US-amerikanisch sind, sind im Iran vertreten", erklärt der Handelsdelegierte in Teheran, Karl Hartleb, gegenüber der "Wiener Zeitung". Er relativiert damit die Vorwürfe der USA, allein die OMV würde sich mit ihrem Interesse am South Pars Gasfeld über jene Sanktionen hinwegsetzen, die die USA 1996 unilateral aufgestellt haben.
"Die OMV hat kein Tabu gebrochen", betont Hartleb: Der französische Konzern Total sei beispielsweise seit 1997 im South Pars Feld aktiv - und erschließt den Persischen Golf unbeeindruckt von den US-Bedenken. "Das, was Total damals unterschrieben hat, ist ziemlich genau das, was die OMV jetzt macht."
Royal Dutch Shell sei seit 2004 im Geschäft, und BP halte weiterhin ein Büro im Iran, wenngleich es sich offiziell aus dem Land zurückgezogen haben will.
OMV an weiteren
Projekten interessiert
Das South Pars Feld wird aber nicht das einzige Projekt der OMV im Iran bleiben. Wie die "Wiener Zeitung" in Erfahrung bringen konnte, ist der heimische Energiekonzern noch an 17 anderen Energie-Blöcken im Iran interessiert und hat die dementsprechenden Auktionspapiere im März 2007 erworben. Noch wisse man allerdings nicht, ob es sich dabei um Öl- oder Gasfelder handelt, "aber da ist einem alles Recht", heißt es von Seiten der OMV. Ihre diesbezüglichen Konkurrenten bei den 17 Blöcken sind unter anderem Shell, Total, Repsol und Gaz de France, die sich offenbar auch aus den US-Drohungen nichts machten. Allerdings engagierte man sich da noch ohne Präsenz der Medien. Die Wellen gehen erst seit dem 21. April hoch - als die OMV die Absichtserklärung für das South Pars Feld publik machte.
Doch abgesehen von dem Ignorieren ihrer Iran-Sanktionen, könnte noch ein anderer Umstand die USA beim OMV-Engagement im South Pars Feld verärgert haben: Denn die Amerikaner haben ein Quasi-Monopol auf die Energie-Reserven in Katar.
US-Firmen erschließen
dasselbe Gasfeld
Dort sind sie unter anderem mit dem Energieriesen Exxon Mobile vertreten, "und die lassen dort niemanden anderen rein", heißt es aus der Branche. Von Katar aus zapfen US-Konzerne dasselbe Gasfeld an, das nun auch die OMV erschließen will. Die Erdgas-Förderung könnte damit schwieriger werden, da der Druck im Boden abnimmt und so die Gas-Gewinnung erschwert wird.
Doch Katar bleibt für die USA der einzige Angelpunkt: Im Energiebereich ist die Investitionssumme im Iran nach dem Willen der USA mit 20 Mio. Dollar beschränkt, da die US-Politik Geldflüsse in den Iran unterbinden will. Handelt es sich nicht um Energiekonzerne, dürfen US-Firmen eigentlich überhaupt keine Geschäfte mit dem Iran machen - außer sie nützen eine Gesetzeslücke. Und laut dem österreichischen Handelsdelegierten Hartleb machen das viele US-Konzerne. Denn wenn sie eine "unabhängige" Tochterniederlassung gründen und im Iran Komponenten verkaufen, die nicht in den USA (sondern beispielsweise in Europa) produziert worden sind, steht ihrem Iran-Geschäft von Seiten der US-Regierung nichts im Weg. "Und es ist schwer vorstellbar, dass das nicht von den Mutterkonzernen getragen wird", meint Hartleb. So mache es beispielsweise auch Halliburton, ein texanischer Ölfeldausrüster, mit dem der amerikanische Vize-Präsident Dick Cheney eng verbunden ist. Halliburton hat zwar Anfang April angekündigt, sich aus dem Iran zurück zu ziehen, dürfte aber laut Hartleb über Töchter weiterhin das Land versorgen.
"Cash ist im Iran
nicht das Problem"
Den Vorwurf, die OMV unterstütze mit ihrem Geld das iranische Regime, kann Hartleb nur bedingt nachvollziehen: "Cash ist im Iran nicht das Problem." Allein 2006 machten die Deviseneinnahmen des Landes rund 60 Mrd. Dollar (44,2 Mrd. Euro) aus. "Iran hat einen Überfluss an Geld", so Hartleb - wenn auch nicht immer transparent sei, woher es nun komme.