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Im Job zählt nicht nur das Gehalt

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Gesund am Arbeitsplatz: Der tägliche Apfel ist schon mal ein guter Anfang. Foto: Fotolia

Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit als Bonus für Mitarbeiter. | Mehrheit der Firmen investiert in Prävention. | Mangelnde steuerliche Anreize. | Wien. Unternehmen, die gute Mitarbeiter haben - und halten - wollen, müssen nicht nur gut entlohnen und gute Aufstiegschancen bieten. Zusätzliche Zuckerln in Form von Fringe (engl., "Rand") Benefits gewinnen im Kampf um die Besten immer mehr an Bedeutung.


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Es muss nicht gleich ein Dienstauto sein: Auch ein attraktives Angebot an betrieblichen Gesundheitsleistungen signalisiert: Wir schauen darauf, dass unsere Mitarbeiter körperlich und seelisch in guter Verfassung bleiben.

Etwa drei Viertel der österreichischen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern rund um das Thema Gesundheit diverse Leistungen an, die über die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsmedizin hinausgehen. Das hat eine Umfrage des Beratungsunternehmens Mercer unter 200 Personalverantwortlichen ergeben.

Im Rahmen von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) wird in erster Linie auf verhaltensorientierte Einzelmaßnahmen gesetzt, wobei der Prävention (Gesundheitschecks, Vorsorgeuntersuchungen, Raucherentwöhnungsprogramme, Stresstests etc.) die größte Bedeutung zugeordnet wird. Es folgen Maßnahmen im Bereich Organisation (Mitarbeitergespräche, flexible Arbeitszeitgestaltung, Coachings), Ernährung (Vorträge und Workshops, Gratis-Obst, gesundes Kantinenessen) und Bewegung/Ergonomie (Nordic Walking- und Lauftreffs, Massagen, Fitness-Center).

Vielfach bleibt Betriebliches Gesundheitsmanagement auf punktuelle Maßnahmen beschränkt, kritisiert Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer Austria. Nur 28 Prozent der Personalverantwortlichen definieren BGM als einen fortlaufenden Prozess mit langfristiger, nachweisbarer Erfolgsorientierung.

Nichtraucherseminare, Ernährungsberatung

Ein Unternehmen, das sich vorbildlich verhält, ist der Linzer Stahlkonzern Voestalpine. Die Gesundheit der Mitarbeiter ist dort Chefsache und wird von der Konzernspitze gesteuert. Helmut Csillag, ärztlicher Leiter der Betriebsmedizin, zählt ein Bündel an Maßnahmen auf: Darmkrebsvorsorge für Mitarbeiter über 40, Nichtraucherseminare, Ernährungsberatung, Bewegungstrainings, Rückenschule. "Was notwendig ist, wird vorher definiert", sagt Csillag, der sich mit einem Team von 70 Personen um die Gesundheit der Voest-Mitarbeiter kümmert.

Heuer gibt es einen Schwerpunkt zum Thema Burn-Out. Csillag: "Das ist derzeit europaweit ein großes Thema. Wir wollen unseren Mitarbeitern zeigen, wie man rechtzeitig gegensteuert." Wie wird der Erfolg all dieser Maßnahmen sichtbar? Csillag: "Wir schauen uns natürlich die Krankenstände an. Und die sind in den letzten zehn Jahren gesunken." Auch sei es gelungen, die Mitarbeiterfluktuation niedrig zu halten.

Bei der Bank Austria ist Gesundheitsmanagement in die Unternehmenskultur integriert. Auch hier kann die Belegschaft aus einem vielfältigen Angebot an freiwilligen Leistungen wählen. "Ein großer Bereich ist bei uns der Erhalt der psychomentalen Gesundheit," sagt Bernhard Schwarz, Leiter des Health & Safety-Centers des Finanzinstituts. In Seminaren und Workshops lernen Führungskräfte, die Leistungsgrenzen ihrer Mitarbeiter rechtzeitig zu erkennen. Die Vorbeugung von Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats bildet den zweiten Schwerpunkt. Dazu kommen Ernährungsberatung und diverse vorsorgemedizinische Leistungen wie Hör- oder Melanomscreenings. Ziel des Gesamtpakets: Die Mitarbeiter ans Unternehmen binden und dafür sorgen, dass sie leistungsfähig bleiben. Schwarz: "Wir haben in der Bank Austria einen hohen Altersdurchschnitt und müssen darauf schauen, dass die Leute gesund bleiben, wenn sie älter werden."

Betriebliches Gesundheitsmanagement hat seinen Preis: In der Umfrage gaben 39 Prozent der Unternehmen an, bis zu 100 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für betriebliche Gesundheitsleistungen auszugeben. 30 Prozent kommen auf bis zu 300 Euro, 8 Prozent auf bis zu 500 Euro.

Deutschland punktet mit Steuerfreibetrag

Voestalpine- beziehungsweise Bank-Austria-Mitarbeiter können sich also glücklich schätzen, dass ihr Arbeitgeber auf sie schaut. In vielen Betrieben muss sich die Belegschaft jedoch im besten Fall mit dem täglichen Obstkorb begnügen. Als Gründe dafür wurden in der Umfrage neben zu wenig Personal- und Zeitressourcen für Planung und Organisation oder mangelndes Interesse seitens der Belegschaft auch die hohen Kosten für betriebliche Gesundheitsleistungen genannt.

Mercer-Experte Papousek: "Steuerliche Anreize würden das Engagement der Unternehmen im Bereich BGM erhöhen." Deutschland sei in dieser Hinsicht ein Leitbild. Firmen, die in Maßnahmen zur Gesundheitsförderung investieren, können seit 2009 einen Steuerfreibetrag von 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter geltend machen.