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Weltweit stirbt derzeit alle sieben Sekunden ein Mensch an den Folgen von Zigarettenkonsum, allein in Europa sind es jährlich rund 650.000 Menschen. Alarmierend sind auch die heimischen Zahlen: 29 Prozent der Österreicher, da sind 2,3 Mio. Menschen, rauchen. Anlässlich des Welt-Nichtrauchertages am Dienstag wiesen Ärzte und Experten daher vor allem auf die Wirksamkeit von Rauchentwöhnungsmaßnahmen hin.
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Der Grundstein für die spätere Nikotin-Abhängigkeit wird meist schon in frühen Jahren gelegt. Trotz bewusstseinsbildender Maßnahmen, weitreichenden Rauchverboten und auch absoluten Werbe- und Sponsoringverboten von Tabakfirmen ab 1. August ist vor allem die Zahl der jungen Raucher exorbitant hoch. Laut der Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) rauchen 17,5 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft und 62,5 Prozent der Volksschüler kommen aus Raucher-Haushalten. Mit der verheerenden, aber für Fachleute "logischen" Konsequenz, dass 45 Prozent der weiblichen und 43 Prozent der männlichen Jugend bereits im Alter von 14 Jahren regelmäßig rauchen. Wie eine aktuelle Spectra-Studie zeigt, liegt dieser Trend nicht zuletzt in der Verharmlosung der Sucht begründet. Mehr als die Hälfte der österreichischen Qualmer schätzt den Tabakkonsum als "weniger gefährlich" ein.
Die österreichischen Lungenfachärzte haben daher anlässlich des Welt-Nichtraucher-Tages vor den fatalen Folgen des Rauchens gewarnt. Neben zahlreichen Krebserkrankungen, die direkt mit dem Tabakkonsum assoziiert sind, wie Lungenkrebs oder Karzinome des Verdauungstraktes, des Genitaltraktes und der Harnblase, riskierten Raucher auch vermehrt an Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrankheiten wie Asthma, COPD oder Bronchitis zu erkranken. "Das Risiko, an diesen Erkrankungen zu leiden, korreliert direkt mit der Anzahl der gerauchten Zigaretten, dem Alter des Rauchbeginns, der Dauer des Rauchens, der Inhalationstiefe und dem Teer- und Nikotingehalt des Tabaks" umriss Prim. Kurt Aigner, Abteilungsvorstand der Lungenabteilung im Krankenhaus der Elisabethinen in Linz, die Situation. Beginnt man bereits in früher Jugend zu rauchen, verringert sich die Lebenserwartung dramatisch: Jeder zweite Langzeitraucher stirbt durch seinen Tabakkonsum. Die Hälfte dieser Menschen stirbt vor ihrem siebzigsten Lebensjahr und verliert dadurch mehr als 20 Jahre ihres Lebens.
Lungenfachärzte: Nie zu spät, um aufzuhören
Die österreichischen Lungenfachärzte raten daher grundsätzlichen allen Rauchern, die täglich mehr als fünf Zigaretten konsumieren, zu einer Entwöhnung. Auch nach jahrelangem Zigarettenkonsum hätte die Lunge die Fähigkeit zur Regeneration nicht verloren. Jenen, die sich freiwillig vom blauen Qualm entwöhnen möchten, stehen derzeit nach Angaben der Ärztekammer rund 1.000 Ärzte, die speziell in der Rauchertherapie ausgebildet sind, mit Rat und Tat zur Seite. Die Erfolgsraten bei entsprechenden Programmen sind relativ hoch. Unmittelbar nach einer neunwöchigen Therapie sind 33,8 Prozent der Teilnehmer rauchfrei. Mit der zusätzlichen Verwendung eines Nikotinpflasters sind es dann 48 Prozent. Plötzliches Aufhören ist laut Experten aber in jedem Fall Erfolg versprechender als eine langsame Reduktion der Zigarettenzahl.
Europa verschärft den Kampf gegen den Tabak
Auch auf europäischer Ebene machen Gesundheitsexperten und Regierungen weiter gegen das Rauchen mobil. Ab 1. Juni gilt in Schweden ein Rauchverbot in Restaurants. Die Skandinavier sind damit das fünfte Land in Europa, das eine derartige Regelung vorsieht. Ein ähnliches Verbot soll in Belgien ab 2007 in Kraft treten. Ab dann soll der Griff zur Zigaretten in Restaurants weitgehend verboten sein. Der belgische Gesundheitsminister Rudy Demotte kündigte am Montag eine entsprechende Verordnung an. Zuflucht sollten die Raucher dann nur noch in einer Raucherzone finden, die nicht mehr als 25 Prozent des Lokals einnehmen darf.