Kampagne gegen Hariri-Ermittler. | Noch eine Woche bis Mehlis-Bericht. | Beirut. Detlev Mehlis zog es vor, in Beirut zu bleiben. Unterdessen begannen am Montag seine Mitarbeiter der UNO-Untersuchungskommission zur Aufklärung des Mordes an Libanons früherem Premierminister Rafik Hariri in Wien mit den Verhören von fünf syrischen Verdächtigen. Ob die Aussagen der Angeschuldigten neue Erkenntnisse brachten, wollte Mehlis-Sprecherin Nazra Hassan am Montag nicht mitteilen.
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Wenig mehr als eine Woche bleibt Sonderermittler Mehlis noch, um seinen Abschlussbericht fertig zu stellen. In einem ersten Report war er im Oktober zu dem Schluss gekommen, dass das Attentat auf Hariri "nicht ohne die Zustimmung hochrangiger syrischer Sicherheitsbeamter und die Mitarbeit ihrer offiziellen Partner im libanesischen Sicherheitsapparat hätte organisiert werden können".
Syriens Präsident Bashar Assad hatte die Erlaubnis zum Verhör der von Mehlis schon Ende Oktober geladenen Verdächtigen immer wieder hinausgezögert. Angesichts dieser Hinhaltetaktik und dem offenkundigen Willen der US-Regierung, das Regime Assads zu bestrafen, erscheint es fraglich, ob Syrien Sanktionen vermeiden kann.
Die Verhöre in Wien kann Assad freilich als Beweis seiner Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorzeigen. Immer stärker bezweifelt wird außerdem, dass die inzwischen zusammengetragenen Aussagen entscheidend über die Erkenntnisse des ersten Berichts hinausgehen. Zudem revidierte einer der wichtigsten Zeugen der Kommission, der Syrer Houssam Taher Houssam, vorige Woche in syrischen Staatsfernsehen seine Statements aus dem Sommer.
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Behauptungen Houssams gerät damit die Arbeit des im Oktober noch im Libanon gefeierten "deutschen Spürhundes" in ein schlechtes Licht. In arabischen Medien tauchen außerdem vermehrt Berichte auf, die eine angebliche Verbindung des israelischen Geheimdienstes Mossad mit Mehlis suggerieren. Von europäischen Diplomaten als "aus Damaskus gesteuerte Schmutzkampagne" abgetan, dürfte in der seit dem Einmarsch israelischer Truppen 1982 in großen Teilen Israel-feindlichen libanesischen Gesellschaft dennoch ein schlechter Beigeschmack haften bleiben.
Dass der Sicherheitsrat das Mandat der Kommission, unabhängig davon, ob Mehlis ihr weiter vorsteht, verlängern wird, gilt indes als unstrittig. Die libanesische Regierung macht sich sogar für die Einrichtung eines internationalen Tribunals stark, das die vermutlich noch Monate, wenn nicht Jahre dauernde Aufklärung des Mordes an Hariri in die Hände nehmen soll.