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Im Netz der Zuständigkeiten

Von Christian Rösner

Politik
Im Auto telefonieren gefährdet Passanten: Bald ein Thema für den Beauftragten.
© © © Don Mason/Blend Images/Corbis

Beauftragter für Fußgänger gesucht. | "Für Koordinatorin keine Konkurrenz."


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Wien. Die rot-grüne Wiener Stadtregierung ist auf der Suche nach einem eigenen Fußgängerbeauftragten - so wie es das Regierungsübereinkommen vorgesehen hat. Darin steht im Wortlaut: "Ein Fußgängerverkehrs-Beauftragter, außerhalb des Magistrats als kommunikativer und fachlicher Vermittler zwischen Verwaltung und BürgerInnen wird eingerichtet."

Allerdings hat die Stadt bereits einen "kommunikativen und fachlichen Vermittler" in Sachen Fußgänger: Gabriele Steinbach, ihres Zeichens Fußgängerkoordinatorin der Stadt Wien. Sie kümmert sich seit 2004 als "Einzelkämpferin", wie sie selbst sagt, um die Interessen der Fußgänger und fungiert als Schaltstelle und Trouble-Shooter zwischen den Magistratsabteilungen und den Bezirken.

Ob ein zusätzlicher Fußgängerbeauftragter ein Zugeständnis der SPÖ an die Grünen, puren Luxus oder eine gegebene Notwendigkeit darstellt, wird die konkrete Job-Beschreibung zeigen, die es bis dato nicht gibt. "Derzeit befindet man sich noch in der Diskussionsphase", erklärt der Sprecher von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Und auch SPÖ-Verkehrssprecher Karlheinz Hora betont, dass die Gespräche erst am Anfang stehen, "und es noch nicht einmal klar ist, ob es eine Gruppe sein wird oder eine Einzelperson". Auch eine Aufwertung des Jobs der Fußgängerkoordinatorin wäre möglich, so Hora.

Als mögliche Aufgaben für den neuen Beauftragten nannte Hora etwa mehr Bewusstseinsbildung zum Thema Gefahr durch Handy am Steuer. Weiters könnte er Wünsche und Beschwerden der Bürger entgegennehmen und sich um deren Anliegen bemühen. In die Quere würden sich Beauftragter und Koordinator jedenfalls nicht kommen, sagt Hora.

Das glaubt auch Gabriele Steinbach: "Eine Person die in der ganzen Stadt für Fußgänger zuständig ist, ist zu wenig", betont sie. Vor allem wenn man bedenke, dass eigentlich jeder Mensch ein Fußgänger ist. "Schließlich muss man ja irgendwie zum Fahrrad, zum Auto oder zu den Öffis kommen", meint die Expertin. Und die Zahl der Fußgängerunfälle mache auf alle Fälle ein stärkeres Augenmerk auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer notwendig. Für die Zweitschwächsten in der Kette, die Radfahrer, gibt es mit Franz Blaha schließlich auch schon seit längerem einen eigenen Koordinator - und schon bald einen Beauftragten. "Der wird schon in den nächsten Tagen feststehen", erklärt Hora. Ein entsprechendes Hearing sei bereits abgeschlossen.

Auch Rad-Beauftragter

Hier sieht die Aufgabenteilung so aus, dass der Koordinator vor allem für die technische Durchführung der Radfahrerinteressen zuständig ist. Der Beauftragte soll sich künftig darum kümmern, das Thema lebendig zu halten und bewusstseinsbildend in der Öffentlichkeit zu agieren.

Die Kombination von Koordinatoren und Beauftragte dürfte sich in der Stadt Wien auf jeden Fall großer Beliebtheit erfreuen, denn auch im Gesundheitsbereich gibt es diese Art der Arbeitsteilung schon lange: So ist der Wiener Drogenkoordinator hauptsächlich für das Management in diesem Bereich zuständig: Koordination von Prävention, Arbeitsmarktintegration, öffentlicher Raum, Ressourcenzuteilung und die Abstimmung der Magistratsabteilungen. Während der Drogenbeauftragte (Alexander David) die fachliche Absicherung in medizinischen Belangen übernimmt.

Dass dieses Modell dem Amtsschimmel erwachsen ist, glaubt Drogenkoordinator Michael Dressel nicht: "Schließlich war Wien im Drogenbereich ein Vorreiter. Mittlerweile hat jedes Bundesland einen Drogenkoordinator", meint Dressel. Und das sei bei einer Querschnittsmaterie, die so viele Verwaltungsbereiche betrifft, auch notwendig.

Nach diesem Erfolgsrezept müsste nach dem Wiener Baustellenkoordinator (Norbert Berger) eigentlich bald ein eigener Baustellenbeauftragter kommen...