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Madrid - Die Zahl der nach Ende des ETA-Waffenstillstandes bei Anschlägen ermordeten Personen ist mit dem blutigen Anschlag von Montag früh, bei dem das 69-jährige Mitglied des Obersten Gerichtshofes, Francisco Querol, sowie sein Leibwächter Jesus Escudero Garcia und sein Chauffeur Armando Medina ums Leben kamen und 30 weitere Personen verletzt wurden, auf 19 gestiegen. Allein im Oktober dieses Jahres starben sechs Menschen bei Anschlägen der baskischen Separatistenorganisation.
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Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat in dem Wohnviertel Arturo Soria im Nordosten Madrids. Die Polizei machte jedoch die baskische Separatistenorganisation ETA dafür verantwortlich.
Wie Polizeisprecher Jose Javier Rodriguez mitteilte, explodierte die Bombe um 9.15 Uhr in einem nahe einer Kreuzung geparkten Fahrzeug, als Querols Auto vorbeifuhr. Alle drei Todesopfer verbrannten nach Berichten von Augenzeugen im Wagen. Die Wucht der Explosion setzte auch einen Bus und zahlreiche Autos in Brand und riss Häuserfassaden herunter. Sie ereignete sich zur Hauptverkehrszeit am Morgen in einer der belebtesten Straßen der spanischen Hauptstadt. Rettungskräfte sprachen von einem Inferno an der Explosionsstelle. Auf der Straße und dem Gehweg waren Blutflecke zu sehen, beißender Rauch lag in der Luft. Schwerverletzte wie der Busfahrer wurden in Krankenhäuser gebracht. Leichter Verletzte wurden in einem Notlazarett vor Ort versorgt. Die Polizei riegelte aus Sorge vor einer möglichen weiteren Bombe die Umgebung ab und brachte mehrere Anwohner in Sicherheit.
Wie die Justizbehörden mitteilten, arbeitete der Höchstrichter Jose Francisco Querol Lombardero in einer militärrechtlichen Abteilung des Obersten Gerichtshofs. Der Richter habe den Rang eines Generals gehabt und hätte im kommenden Monat in den Ruhestand treten sollen. Nach Angaben der Polizei wohnte Querol in Arturo Soria; seine Frau und Tochter konnten die Explosion von zu Hause aus hören.
"Das sieht durch und durch nach einem ETA-Anschlag aus", sagte ein Sprecher des Madrider Innenministeriums, Fernando Delgado.
Erst vor einer Woche, am 22. Oktober, war in der baskischen Stadt Vitoria der 44-jährige Gefängnisfunktionär Maximo Casado Carrera ebenfalls bei einem Autobombenattentat ermordet worden.
Am 16. Oktober hatten zwei Männer im Zentrum von Sevilla den Militärarzt Antonio Munoz Carinanos erschossen. Einer der Attentäter, der 26-jährige Jon Igor Solana war auf der Flucht festgenommen worden, sein Mittäter konnte verletzt entkommen.
Zuvor war am 9. Oktober in Granada, der oberste Untersuchungsrichter von Andalusien, Luis Portero, von drei Attentätern vor seinem Haus erschossen worden.
Der Anschlag von Montag früh war heuer bereits der vierte in der spanischen Hauptstadt und der zweite bei dem Todesopfer zu beklagen waren. Der erste Anschlag, am 21. Jänner, als bei einem Autobombenattentat der Oberstleutnant Pedro Blanco Garcia getötet wurde, bedeutete das Ende des Waffenstillstandsabkommens zwischen den spanischen Behörden und der ETA, das mehr als ein Jahr lang gegolten hatte.
Für besonderes Aufsehen sorgte ein Autobombenanschlag am 12. Juli mitten im Geschäftsviertel der Madrider Innenstadt, bei dem es neun Verletzte gab. 11 Verletzte forderte ein weiteres Autobombenattentat am 8. August.
Den ETA-Anschlägen fielen heuer bereits sechs Politiker, drei Militärs, vier Exekutivbeamte, zwei Richter, ein Gefängnisfunktionär, ein Journalist, ein Unternehmer und mit dem Chauffeur des Montag ermordeten obersten Richters auch ein Zivilist zum Opfer.
Der Mord an Richter Querol geschah am gleichen Tag als der frühere ETA-Führer Francesco Mugica Garmendia (Pakito) wegen des 1989 an der Richterin Carmen Tagle verübten Mordes, für den er den Auftrag gegeben haben soll zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde.Während der Verhandlung hatte Pakito den Richtern mit weiteren Anschlägen gedroht: "Für uns seid ihr alle Carmen Tagle", hatte er am 19. Oktober seinen Richtern zugerufen.