Zum Hauptinhalt springen

Im Osten geht wieder die Sonne auf

Von Barbara Ottawa

Analysen

Osteuropäische Märkte langsam wieder auf Überholspur. | Vorerst dennoch Vorsicht geboten. | Nach den überdurchschnittlichen Verlusten an den Börsen Zentral- und Osteuropas gibt es erste positive Signale: Österreichische Analysten erwarten noch in diesem Jahr ein Ende der negativen Entwicklung.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Bislang zählten Aktienmärkte in Zentral- und Osteuropa mit Wertverlusten um 60 Prozent im vergangenen Jahr zu den größten Verlierern der Finanzkrise. Zum Vergleich: Der deutsche Aktienindex DAX verlor "nur" etwa 40 Prozent, der Londoner FTSE knapp über 30 Prozent - ähnlich der US-Börsenindex Dow Jones und sein Ablegerindex für europäische Aktien DJ Eurostoxx (siehe Grafik).

In den ersten drei Monaten des heurigen Jahres haben sich etliche Märkte in der sogenannten CEE-Region, die sowohl osteuropäische EU-Mitgliedsländer, als auch den Balkan, das Baltikum und Teile der GUS-Staaten sowie Russland umfasst, wieder deutlich erholt. "Der Aktienmarkt Russlands hatte im März die weltweit beste Performance", stellte Peter Bodis, CEE-Aktienfondsmanager bei Pioneer Investments Austria, fest. Ein Anstieg des Aktienindex von 14,8 Prozent war vor allem der Stabilisierung der Öl- und Rohstoffpreise sowie der heimischen Währung Rubel zu verdanken.

Eine ähnliche Entwicklung sagte die Raiffeisen Centrobank gestern, Dienstag, in ihrem vierteljährlichen Aktienausblick auch für andere Teile der Region voraus - auch wenn im Moment ein Rückgang des Wirtschaftswachstums die Märkte eher negativ beeinflusst. Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank (RZB), bestätigte, dass "die Rezession mittlerweile auch in Zentral- und Osteuropa angekommen" sei, prognostizierte aber eine erste Stabilisierung schon Mitte des Jahres.

2009 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den GUS-Staaten deutlich um 3,8 Prozent zurückgehen, für Österreich sieht die RZB einen Rückgang von 2,5 Prozent und für Zentraleuropa 1,8 Prozent.

Jedoch werden bereits 2010 diese Zahlen in der gesamten Region wieder im Plus liegen und bald darauf sollten "die CEE-Volkswirtschaften auch wieder in der Lage sein, einen nachhaltigen Wachstumsvorsprung von zwei bis drei Prozentpunkten gegenüber der Eurozone zu erzielen", sagte Brezinschek. Diese positiven Aussichten werden sich auch auf den Aktienmärkten niederschlagen. Im Moment sei jedoch noch Vorsicht geboten, denn positive Nachrichten können "schnell zu überzogenen Kursniveaus an den Börsen und einer Überteuerung von osteuropäischen Aktien" führen.

Auch die Erste Bank warnte in ihrem Ausblick für die Region vor einer weiter hohen Volatilität, also großen Kursschwankungen und dem Risiko von Wertverlusten. Diese Schwankungen seien nicht zuletzt auf sehr düstere Prognosen zurückzuführen, die vor allem von US-amerikanischen Rating-Agenturen gemacht worden waren. Diese Agenturen, die sich vor allem mit der Einschätzung der finanziellen Lage anleihenbegebender Institutionen wie Unternehmen oder Staaten beschäftigen, haben mittlerweile ihre Aussichten für Zentral- und Osteuropa nach oben revidiert. Henning Esskuchen, Co-Head CEE Equity Research der Erste Group, hält es trotz der anhaltenden Kursschwankung für realistisch, dass die Märkte in der Region ihren Tiefpunkt erreicht haben.

Wie Raiffeisen warnt die Erste vor Verallgemeinerungen, denn die Region sei keineswegs homogen. Während Russland bereits jetzt ein deutliches Wachstum verspreche, verzeichneten etwa der polnische, der ungarische und der rumänische Aktienmarkt in den ersten drei Monaten 2009 die größten Verluste in der Region.