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Im Osten steigen die ersten Wintersternbilder empor

Von Hermann Mucke

Wissen

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Sonnenchronik: Die lichten Tage werden rasch kürzer. Zum Monatsanfang geht die Sonne in Wien um 6.40 Uhr auf, erreicht ihren Tageshöchststand um 11.37 Uhr und geht um 16.36 Uhr unter. Um 17.08 Uhr, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, endet die bürgerliche Dämmerung. Dann steht die Sonne 6 Grade unter dem mathematischen Horizont, die ersten Sterne werden sichtbar. Die nautische Dämmerung endet um 17.45 Uhr bei 12 Graden Sonnentiefe und bringt fast volle Nacht. Mitte des Monats verkürzt sich die Tageslänge zwischen Sonnenauf- und -untergang auf die Zeit von 7.01 bis 16.16 Uhr. Am 30. November ist der Aufgang um 7.23 Uhr, der Untergang schon um 16.03 Uhr, was eine lichte Tageslänge von 8 Stunden und 40 Minuten bedeutet. Die bürgerliche Dämmerung endet um 16.39 Uhr. Mit der nautischen Dämmerung bricht um 17.18 Uhr die dunkle Nacht an.

Mondchronik: Zum Monatsanfang sind die Abende mondlos. Am 1. November steht der abnehmende Mond in den Morgenstunden ab etwa 5 Uhr als schmale Sichel niedrig im Osten. Am 2. verabschiedet sich der Mond als Altlicht tief im Osten vom Morgenhimmel. Am 3. um 13.39 Uhr ist Neumond, da zieht der Mond vor der Sonne vorbei. Diese Sonnenfinsternis ist nur über Afrika, dem Mittelmeer und dem Atlantik bis knapp nach Süditalien und Spanien sichtbar. Am 5. wird der Mond wieder als schmales Neulicht tief in der Abenddämmerung erscheinen, was aber nur bei sehr guten Wetterverhältnissen sichtbar ist. Am 6. abends steht er immer noch tief, aber schon deutlicher im Sternbild Schlangenträ- ger nahe der Venus. Er befindet sich in relativer Erdnähe - knapp 6 Prozent näher als im Mittel.

Am 9. bewirkt die Libration einen randfernen Mondsüdpol, und am 10. wird das erste Viertel im Wassermann erreicht. Ein Blick auf das Mare Crisium lohnt sich am 13., weil es nun günstig randfern steht. Am 17. leuchtet der Vollmond die ganze Nacht im Sternbild Stier. Am 22. erreicht der Mond seine Erdferne und steht nahe Jupiter in den Zwillingen. Das letzte Viertel tritt am Morgenhimmel des 25. im Sternbild Sextant ein. Am 27. steht der Mond am Morgenhimmel neben dem Mars. Am 28. bringt die Libration den westlich gelegenen Krater Grimaldi in randferne Position.

Planetenlauf: Merkur erscheint ab 8. tief in der späten Morgendämmerung im Ostsüdosten. Von Tag zu Tag kommt er ein wenig höher, günstigst vom 17. bis 22. in der Morgendämmerung. Venus steht horizontnah im Südwesten am Abendhimmel und ist von der bürgerlichen Dämmerung bis gegen 18 Uhr zu sehen. Mars hingegen ist ein Objekt für die späte zweite Nachthälfte. Ab 2 Uhr morgens zeigt er sich im Osten im Löwen und steigt bis zur Morgendämmerung in halbe Himmels- höhe. Jupiter geht zu Monatsanfang nach 21 Uhr im Nordosten auf und erreicht im Laufe der Nacht eine sehr große Himmelshöhe im Süden. Am Monatsende ist er schon ab 19.30 Uhr im Nordosten und ab Mitternacht hoch im Südosten zu sehen. Mit einem guten Fernglas sind seine vier hellsten Mode zu erkennen, die täglich ihre Lage verändern.

Saturn ist zunächst unbeobachtbar, erst ab 20. taucht er in der Morgendämmerung tief im Ostsüdosten unterhalb Merkur auf. Am 26. kommt er knapp an Merkur vorbei und steht dann höher als dieser. Die beiden Planeten bilden ein schwaches Lichterpaar knapp über dem Horizont in der heller werdenden Dämmerung, Merkur ist dabei um gut eine Größenklasse heller als Saturn.

Sternbilderhimmel: Die Karte zeigt den 3. November um 21 Uhr und den 18. November um 20 Uhr. Um die Sterne in der Südhälfte des Himmels zu betrachten, hält man die Karte mit dem "S" nach unten. Beim Blick nach Westen ist das "W" unten, usw. "J" gibt die Position des Jupiter an. Alle anderen Planeten sind jetzt unter dem Horizont. Die lange strichlierte Linie zeigt den Verlauf der Milchstraße, die sich über den Himmel zieht. Jedoch müssen wir den lichtverschmutzten Bereich von Wien verlassen, um sie zu sehen. Das große Norddreieck mit den Sternen Wega, Deneb und Atair, das im Sommer hoch im Süden erstrahlte, ist nun schon in die Westhälfte abgesunken.

Im Osten steigen bereits die ersten Wintersternbilder hoch. Allen voran der Fuhrmann mit seinem hellen Stern Capella. Eine Deutung des Fuhrmanns sieht in ihm den griechischen König Erichthonios, der keine Beine hatte und darum das Rad und den Wagen erfand. Er wird aber auch als Hirte interpretiert, der eine Ziege trägt. Capella (griechisch für Zicklein) ist ein doppelter Doppelstern, bestehend aus zwei gelben Riesensternen - jeder von einem roten Zwerg begleitet. Neben dem Fuhrmann zeigt sich der Stier.

Der Stierkopf wird von einem offenen Sternhaufen gebildet, dessen Sterne wie der Buchstabe V angeordnet sind. Das eine Auge sticht auffällig hell und deutlich hervor, es ist der rötliche Stern Aldebaran, der gar nicht zu dem Sternhaufen gehört, sondern nur zufällig in der gleichen Richtung steht. Aldebaran ist ein besonders großer Riesenstern mit dem 45-fachen Durchmesser der Sonne.

Im Himmelsscheitel kulminieren die Sternbilder der Andromeda-Sage: die eitle Königin Kassiopeia, ihre schöne Tochter Andromeda und ihr Retter Perseus.

Freiluftplanetarium: Der Sterngarten bei der Wotrubakirche im 23. Bezirk kann jederzeit frei besucht werden. Führung am 9. November um 20 Uhr: "Die Fünfsternreihe. Ihre Sternbilder, Sagen und besondere Objekte." Am Schluss Beobachtung: Aufgang des Jupiter.