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Man wird älter, hat einiges gesehen und erlebt. Von manchem in natura schon mehr als genug. Das Kino, eine der Erfindungen aus dem letzten Jahrhundert, verliert in der rund um die Uhr und an immer entlegeneren Orten abgefilmten Welt, immer mehr von seinem ursprünglichen Reiz. Der zeitgenössische Augenmensch wird über Gebühr bedient. Die Schau-Lust, was Dokumentarfilme angeht, sinkt. Der Everest wird durch mittlerweile Usus gewordene Dauerbestürmung gleichsam, "heruntergemacht". So viele Opfer kann er gar nicht fordern, dass ihn der Mensch nicht zum Hausberg machen möchte. Ähnlich zu entzaubern versucht man den weißen Hai.
Ums kurz zu machen. Ich kann nur Menschen, Tiere & Dinge lieben und achten, die einen gewissen Zauber haben; die in ihrem Tiefinnersten ein Stück alles abstoßenden, ureigenen Wesenskern bewahren. Deshalb wählte ich am letzten Donnerstag weder den "Mann, der mit dem Hai spricht" - angeboten von der ARD in der Reihe "Zuflucht Wildnis" - noch die ORF 2 - "Land der Berge"-Dokumentation über Verschollene auf dem Mount Everest.
Eine kleine Vorschau hatte mich gerettet und zum Heimkino verführt. ATV brachte um 20.15 Uhr "Fisch & Chips", Irland 1996. Der Inhalt: Man(n) ist arbeitslos, tut sich mit einem Freund zusammen, reanimiert ein Rostschüsserl zu einem Im- bisswagen und führt und fährt diese Geschäftsidee bis zu einem gewissen Erfolg und am Ende . . . Der Schluss dieses so schön tragisch-komisch aus dem Leben gefilterten Streifens wird hier nicht verraten. Die Regie war bei Stephen Frears in gewohnt guten Händen, die Hauptakteure Colm Meany & Donal O'Kelly amüsierten und berührten; ein Rest von Zauber und Geheimnis blieb. Die können's, die Iren!