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Im Programm-Dschungel

Von Francesco Campagner

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Wir sind alle Kinder des Überflusses. In den Supermärkten können wir uns nicht entscheiden, welches Müsli wir nehmen sollen, oder ob es hip ist, den despektierlich als "Körndlfutter" bekannten Muntermacher überhaupt noch zu kaufen. Die zahllos neu erscheinenden Platten und Bücher kann man bei bestem Willen nicht mehr bewältigen, selbst dann nicht, wenn man es den Eisenbahnern gleich tut und sich ziemlich zeitig in die Pension verabschiedet.

Immer öfter sind deswegen früher durchaus anregende Gespräche über Musik und Literatur abrupt beendet. Denn wen auch immer man erwähnt, die Antworten sind meist in den zwei Kategorien "wer?" und "da gibt's schon wieder was Neues?" einzuteilen. Über Fernsehen kann man auch immer schlechter plaudern. Erstens, weil die meisten Menschen nicht mehr nur zwei Programme empfangen, zweitens, weil sie ständig durch die vielen Sender hin und her irren und drittens, weil sie letztendlich doch nur Ottfried Fischer sehen.

Wer überdies mit Satelliten- und Premiere-Anschluss versorgt ist, kann überhaupt nicht mehr mitreden. "Taxi Orange" und "Starmania" sind spurlos an mir vorübergegangen, und auch die Ankündigung eines neuen Wettsingens lässt mich nicht erschaudern. Stattdessen treffen mich kleine Verirrungen im Programmdschungel viel mehr. So etwa am Dienstagabend, als ich zu Phoenix drehte und auf die in meinem Programmheft angekündigte Dokumentation von Michael Palin, "Hemingways Reisen", vergeblich wartete. Auch im Überfluss ist nicht alles zu haben.