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Bernhard Schausberger hatte sich Dienstagabend Journalistenkollegen von der Nachrichtenagentur APA, der Zeitschrift "Falter" und den "Salzburger Nachrichten" ins "Journal-Panorama"-Studio von Ö1geladen, um den Ausgang des Prozesses gegen die Fremdenpolizisten zu diskutieren, in deren Obhut Markus Omofuma gestorben war. Anders als in vielen TV-Diskussionen kam man im Radio sofort zur Sache. Die Dame und die beiden Herren packten ihre Standpunkte in kompakte Sätze - alles zur Sache und kein Sich-in-Szene-Setzen wie etwa kürzlich bei "Betrifft", wo Michael Frank mit dem kritischen Gestus der 80er Jahre Weihrauch entzündete.
Der einzige Nachteil: Im Radio lassen sich Wortmeldungen nicht immer leicht persönlich zuordnen. Die Beamten, fürchtete ein Teilnehmer, könnten aus der bedingten Verurteilung schließen, dass ihre Handlungen als Beamte nicht von ihnen selbst zu verantworten wären. Polizei und Justiz stünden in einem ungünstigen Naheverhältnis, das die Aufklärung von Straftatbeständen zumindest nicht fördere. Die Beamten haben sich freiwillig zu diesen Abschiebungen gemeldet. Seitens der Polizei habe niemand der Familie des Toten kondoliert, stattdessen habe man versucht, dem Verstorbenen eine kriminelle Vergangenheit anzudichten. Verteidiger Harald Ofner habe in der Verhandlung dem Toten sogar den Bezug von Sozialhilfe vorgehalten.
Als ich später hörte, dass die niederländische Regierung die politische Mitverantwortung für das Massaker in Srebrenica übernommen hat (niederländische UN-Soldaten hatten 1995 tatenlos zugesehen - Anm.), frage ich mich, was, abgesehen von der strafrechtlichen Problematik, in Österreich passieren müsste, dass sich ein Minister politisch verantwortlich für die Handlungen seiner Beamten fühlte?