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Im Salon des Diktators

Von Chris Tomlinson, AP

Politik

Bagdad - Um 8.20 Uhr dringen Soldaten der 3. Infanteriedivision in den Neuen Palast von Staatschef Saddam Hussein ein. Sie werden von einem benachbarten Uhrturm aus beschossen. Ein US-Panzer zerstört das Gebäude mit einer Granate. Fliehende Irakis versuchen, sich in Sicherheit zu bringen und springen in den Tigris.


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In dem mit blauen Kacheln verzierten Gebäude sind das Erdgeschoss und der erste Stock überflutet. Auch das dritte und vierte Stockwerk sind weitgehend zerstört, getroffen bei den tagelangen Luftangriffen seit Beginn des Krieges am 20. März. Auf dem Boden liegen abgerissene Vorhänge. Das von einer blauen und goldenen Kuppel gekrönte Gebäude macht den Eindruck, als ob es einmal ein prächtiger Wohnsitz gewesen sei. Der Goldaufstrich von Möbeln im Louis-XIV-Stil ist unter dicken Staubschichten verborgen. Überall hängt der Geruch von verbranntem Holz in der Luft.

Soldaten durchsuchen die Räume, die meist den Eindruck von Wohnsalons machen. In Büros durchsuchen sie Dokumente. In einem Kinderzimmer gibt es vier Betten, die großen Schlafzimmer wirken wie Suiten eines Luxushotels. Regale und Schubladen sind leer. Offenbar ist der Palast schon vor Beginn des Bombardements geräumt worden.

Ein paar Kilometer flussabwärts, in der Nähe des Alten Palastes, sind gegen Mittag Explosionen und Gewehrfeuer zu hören. Die Straßen sind fast menschenleer. Nur eine Handvoll Soldaten steht mit Sturmgewehren herum. Sie recken Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen.