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Im Schatten der Kärntner Hypo

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die anderen Problembanken des Bundes sind fast in Vergessenheit geraten.


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Wien. Seit geraumer Zeit dominiert das Milliardenfiasko um die Hypo Alpe Adria die Schlagzeilen. Um die anderen Krisenbanken, die am Staatstropf hängen, ist es deshalb ziemlich still geworden. Dabei schlummern auch hier noch etliche Risiken, die die Rechnung für den Steuerzahler empfindlich verteuern könnten.

So etwa bei der ÖVAG, die nach wie vor als ungelöster Problemfall gilt. Das Leitinstitut der Volksbanken, an dem die Republik seit fast zwei Jahren 43 Prozent der Anteile hält, wird für 2013 voraussichtlich mehr als 200 Millionen Euro Verlust einfahren - vor allem wegen höherer Abschreibungen auf Beteiligungen wie etwa die schwer defizitäre Rumänien-Bank. Ob die ÖVAG erneut frisches Geld benötigt und beim Bund vorstellig werden muss, ist derzeit noch offen. Weiteren Kapitalbedarf hat Bankchef Stephan Koren mit Blick auf den zu erwartenden Abgang aber zumindest nicht ausgeschlossen.

ÖVAG droht beim

EZB-Test durchzufallen

Was die ohnehin heikle Situation bei der Volksbank AG darüber hinaus dramatisch zuspitzen könnte: Das Institut muss sich heuer neben 127 anderen europäischen Großbanken dem Bilanzcheck der EZB unterziehen. Sollte die ÖVAG den Gesundheitstest nicht bestehen (und das ist zu befürchten), müsste sie auf alle Fälle rekapitalisiert werden.

Wobei es dann wohl nicht um "Kleinigkeiten" gehen dürfte. Ob die Mehrheitsaktionäre, die Bundesländer-Volksbanken, imstande wären, das nötige Kapital aufzustellen, wird in der Finanzbranche bezweifelt. Sollte die Republik dann wieder rettend einspringen müssen, droht der ÖVAG die komplette Verstaatlichung, wie in der Tageszeitung "Die Presse" spekuliert wird. Allerdings haben die Regierungsparteien zuletzt übereinstimmend erklärt, kein weiteres Geld mehr flüssigmachen zu wollen. Bisher hat der Staat insgesamt 1,25 Milliarden Euro in die Bank gepumpt.

Weit mehr Geld - alles in allem 2,35 Milliarden Euro - ist von seiner Seite hingegen in die Rettung der früheren ÖVAG-Tochter Kommunalkredit geflossen. Auch da dürfte noch nicht alles ausgestanden sein. Es könnte noch Kapitalbedarf geben, heißt es in Finanzkreisen. Im Umfeld der Bank wird indes betont, es wären keine weiteren Zuschüsse mehr notwendig, allerdings mit der Einschränkung "aus heutiger Sicht".

KA Finanz bisher einzige

"Bad Bank" in Österreich

Anders als bei der Hypo, wo erst jetzt eine Bad-Bank-Lösung angepeilt wird, gibt es bei der Kommunalkredit nach einer Abspaltung schon seit 2009 eine staatliche Abbauinstitution, die KA Finanz. Diese ist damit beschäftigt, risikobehaftete Assets (darunter vor allem Kreditausfallversicherungen, sogenannte Credit Default Swaps, CDS), die das Institut in der globalen Finanzkrise fast in den Ruin getrieben hatten, peu à peu abzuschichten.

Die KA Finanz hat den Steuerzahler bisher 2,1 Milliarden Euro gekostet. Bei der Kommunalkredit Austria, die nach der Aufspaltung als Kernbank fungiert und quasi den gesunden Teil der alten Kommunalkredit repräsentiert, waren es 250 Millionen Euro.

Das Hauptaugenmerk gilt freilich der KA Finanz. Sie kann Risikopapiere wie die als hochspekulativ eingestuften CDS selbst bei gutem Wind im Regelfall nur mit Verlusten abstoßen. Dennoch: Seit 2009 ist der Risikopolster, auf dem die KA Finanz sitzt, bereits deutlich abgeschmolzen. Waren es zu Beginn der Übung noch rund 30 Milliarden Euro, ist das Volumen mittlerweile dem Vernehmen nach um mehr als zwei Drittel auf weniger als zehn Milliarden Euro geschrumpft. Vor allem im Vorjahr soll der Abbau von Risikopositionen über Plan gewesen sein.

Kommunalkredit Austria

aus dem Markt genommen

Geht es nach Alois Steinbichler, der die beiden Kommunalkredit-Einheiten in Personalunion führt, soll das Portfolio der KA Finanz bis 2018 fast ganz abgebaut sein. Danach seien nur noch Restposten übrig - Wertpapiere mit Laufzeiten bis 2050.

Würde man die KA Finanz sofort abwickeln wollen, würde das im Übrigen noch immer Milliarden vernichten, heißt es in deren Umfeld. Im Jahr 2009, unmittelbar nach der Notverstaatlichung der Kommunalkredit, hätte die sofortige Liquidation rund vier Milliarden Euro gekostet.

Noch kurz zur Kommunalkredit Austria: So wie die KA Finanz ist sie ebenfalls ein Unternehmen mit Ablaufdatum. Die Bank - sie finanziert vor allem Kommunen - - ist aus dem Markt genommen und steht nicht mehr im Wettbewerb zu Konkurrenten. Nachdem die Regierung im Vorjahr den von der EU angeordneten Verkauf wegen unzureichender Angebote abgeblasen hat, vergibt die Kommunalkredit Austria keine Neukredite mehr. Das bestehende Finanzierungsgeschäft, das nach letztverfügbaren Zahlen ein Volumen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro umfasst, wird solange abgearbeitet, bis eines Tages kein Geschäft mehr vorhanden ist. Dafür, so heißt es, braucht es allerdings noch Jahrzehnte.