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Im staatlichen Verbund

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Der Energieversorger Verbund ist 2006 mit Pomp in den französischen Energiemarkt eingestiegen und hat dafür mehr als 400 Millionen Euro investiert. Jetzt ist er wieder ausgestiegen, verkauft wurden die beiden Kraftwerke um zirka 150 Millionen Euro. Schon Anfang 2013 wurde die Expansion in die Türkei radikal beendet. Auch die war kein berauschender Erfolg.

In der OMV wird derzeit heftig gestritten über die Zukunft der Gas-Strategie, sogar über einen Verkauf der Gas-Sparte soll nachgedacht werden. Die Debatte geht quer durch den Vorstand, was zum Gerücht des vorzeitigen Abgangs des Vorstandsvorsitzenden führte. Seit Mai ist die Aktie von 33 auf 26 Euro gefallen.

Die beiden wenig glanzvollen Beispiele österreichischer Wirtschaftspolitik haben ursprünglich nichts miteinander zu tun, aber künftig doch.

Denn die mehrheitlich staatliche Verbund-Gesellschaft soll - so die Absicht der Bundesregierung - in die komplett staatliche Industrieholding ÖIAG eingegliedert werden.

Nun hat sich die ÖIAG bei der Telekom Austria nicht mit Ruhm bekleckert und bei der jüngsten Debatte um die OMV wohl auch nicht. Der ÖIAG also die Steuerung der beiden wichtigsten Energieunternehmen Österreichs in die Hand zu geben, darf durchaus als gefährliche Bedrohung angesehen werden.

Selbst wenn ins Treffen geführt wird, dass die ÖIAG selbst einer Erneuerung unterzogen wird und die Regierung künftig den Aufsichtsrat selbst bestimmt, bleibt die Frage nach deren Aufgabe. Mit OMV und Verbund wäre sie eine Art Energieholding, angereichert durch die Post und möglicherweise die Asfinag. Das klingt nicht nur sinnlos, sondern ist es auch.

Was Österreich tatsächlich benötigen würde, ist eine strategische Steuerung wesentlicher Beteiligungen. Dass die OMV ihre künftige Gas-Strategie im Wesentlichen ohne die Politik diskutiert, ist unerträglich. Und das hat wenig mit Macht und Postenschacher zu tun als vielmehr mit der stabilen Energieversorgung des Landes. Und das ist sehr wohl eine politische Entscheidung.

Eine engere Abstimmung zwischen OMV und Verbund wäre durchaus wünschenswert, auch wenn der Schrecken der geplatzten Fusion 2006 nach wie vor in den Köpfen spukt. Dazu benötigt es aber in der ÖIAG eines Managements, das nicht nur politische Rückendeckung genießt, sondern auch Kompetenz aufweist.

Erschienen in der "Wiener Zeitung" am 7. Oktober 2014