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Im Trash-TV-Altersheim

Von Francesco Campagner

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Das Medium Fernsehen ist seinen Teen-Jahren längst entwachsen und nähert sich mittlerweile dem Seniorenalter. Mit ihm sind auch die treuen Zuseher gealtert. Die Auswirkungen haben in manchen Ländern paradoxe Situationen entstehen lassen. So sind in den USA die Moderatoren der wichtigsten News-Shows weit über 60 Jahre alt. Das Altersspektrum reicht von 60 bis 83. In Italien wechseln sich beim jährlichen Festival von San Remo mit Pippo Baudo (Jahrgang 1936) und Mike Bongiorno (Jahrgang 1924) nicht gerade die Szene-Newcomer ab. In Österreich dagegen ist der ORF rigide. Die ZiB-Moderatoren werden in Pension geschickt, ganz gleich ob sie über große oder nur geringe Akzeptanz verfügen. Dafür sieht man in den diversen Shows altbekannte, aber nicht immer alte Gesichter wie Vera Russwurm, Barbara Stöckl, Karl Moik oder Peter Rapp.

Auch in Deutschland setzt man auf die seit den 70er und 80er Jahren vertrauten Persönlichkeiten. Thomas Gottschalk, Alfred Biolek, Karl Dall und Didi Hallervorden prägen seit Jahrzehnten das TV-Geschehen. Einer, der noch zu jung für die Pension ist, aber, wie seine aktuelle Sendung beweist, schon längst dafür reif wäre, ist Mike Krüger. Was der "olle Mike" Samstag für Samstag in "Krüger sieht alles" (RTL) mit peinlichen Kommentaren versehen über den Bildschirm flimmern lässt, drückt auch dem geeichtesten RTL- oder RTL2-Seher aufs Gemüt. Irgendwie scheint der "Nippel mit der Lasche" dort angelangt, wo der Ausstieg nicht mehr möglich ist: im Trash-TV-Altersheim.