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Im unfreiwilligen Nudistencamp

Von Christina Böck

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Seit einer Woche gibt es wieder Bohnen und Reis. Und Aalschleim. Ja, "Ekelfernsehen" hat wieder Saison auf RTL. Im Vorjahr erfuhr "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" eine beachtliche Adelung durch das Feuilleton. Erst war der Altkommunarde Rainer Langhans eingezogen, was der Veranstaltung unerwartet intellektuelle Vorschusslorbeeren einbrachte. Dann kam es zum großflächigen Mobbing gegen eine zugegeben unkameradschaftliche Kandidatin, was in Beobachtungen gipfelte, es handle sich hier um ein Experiment, das nicht weniger als die ewige Bereitschaft zum Faschismus zeige. Heuer ist man wieder dazu zurückgekehrt, was diese Show nun mal ist: beste Privat-TV-Unterhaltung. Nach wie vor sieht man völlig unbekannte Prominente der Kategorie "Auch ein Sohn von Uwe Ochsenknecht" oder "Siebter Platz bei einer Castingshow" grausliche Sachen wie Schweineanus essen, aber meistens vor allem sich am Lagerfeuer anschnauzen oder langweilen. Wobei man in dieser sechsten Staffel schon Abnützungserscheinungen feststellt. Die Texte der Moderatoren Dirk Bach und Sonja Zietlow sind zwar immer noch das Witzigste, was Gag-Autoren in einem Fernsehjahr zustande bringen. Aber angesichts der Kandidatin, die das Lager zu einem Nudistencamp umwidmet, geht selbst ihnen die Luft aus. Der Witz, dass sie eine Form der Bulimie hat, bei der man "keine Textilien bei sich behalten kann", war einer der guten. Geschmacklich grenzwertig wird es freilich, wenn konstatiert wird, sie "reicht sich herum wie eine alte Wasserpfeife".