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Im Walzertakt?

Von Hermann Schlösser

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Am Montagabend analysierte das erste deutsche Fernsehen (ARD) das hiesige Wahlergebnis. Schon der Titel der Sondersendung benannte den einzigen Punkt, der im Ausland interessiert: "Rechtsruck in

Österreich". (Ganz zutreffend ist diese Wortwahl nicht. Denn Haiders Erfolg war ja kein "Ruck", sondern das Ergebnis einer langen, kontinuierlichen Entwicklung. Da das deutsche Fernsehen für

Österreich jedoch keine regelmäßige Berichterstattung übrig hat, muss es die jetzige Wahl als einmaliges, plötzliches Ereignis verkaufen.)

Und wo fand man die Ursachen für Haiders Erfolg? Ein wohlinformierter Beitrag gab der großen Koalition einen Teil der Schuld, weil sie das Land mit "Proporz, Filz und Postenschacher" verwalte.

Anderseits war die Rede davon, dass 30 bis 50 Prozent der Österreicher ausländerfeindlich seien. O-Töne aus der Wiener Bevölkerung illustrierten diese Statistik.

Doch wurde im Kontrast dazu auch ein Ausländer interwievt, der seit langem in Wien lebt. Er sagte, er habe mit den Einheimischen "null Probleme". Die Berichterstatter schlossen daraus, die

österreichische Fremdenfeindschaft sei weniger aggressiv als die deutsche. Doch erklärten sie diesen Unterschied nicht weiter, sondern speisten ihr Publikum mit dem probaten Bonmot ab, in Österreich

entfalte sich sogar noch die Xenophobie "im Walzertakt". Ob das des Rätsels Lösung ist?