Zum Hauptinhalt springen

Im Wiener Umland verliert die SPÖ "auf allen Ebenen"

Von Clemens Neuhold

Politik

SPÖ-Schlappe an den Grenzen zu Wien als böses Omen für die Wien-Wahl?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Minus 20 Prozent in Fischamend, minus 12 Prozent in Vösendorf, minus fünf Prozent in Wiener Neudorf, minus vier Prozent in Perchtoldsdorf: Im Wiener Umland hat die SPÖ bei den Gemeinderatswahlen auf allen Ebenen verloren.

Diese Schlappe im Wiener Speckgürtel kann auch die SPÖ Wien nicht ganz unberührt lassen. Die Wahl in der Bundeshauptstadt, die voraussichtlich im Juni über die Bühne gehen wird, wird für die Partei von Bürgermeister Michael Häupl nämlich ein hartes Match gegen die Freiheitlichen in den Arbeiterbezirken Simmering, Donaustadt oder Floridsdorf. In Döbling oder Währing knabbern Grüne oder Neos am Kuchen.

In den niederösterreichischen Bezirken, die an diese Wiener Bezirke angrenzen, hat die FPÖ zwischen zwei und drei Prozent gewonnen, die Grünen legten bis zu zwei Prozent zu, die Neos holten ihre ersten Gemeinderäte.

Die SPÖ verlor zwischen drei und fünf Prozent, nur in Baden konnte sie das Ergebnis halten. In Schwechat setzte es mit minus 23 Prozent ein Debakel, wofür allerdings der Skandal um das "Multiversum" den Ausschlag gab.

"Die SPÖ verliert den Wettbewerb um das Wiener Umland auf allen Ebenen", analysiert Politologe Peter Filzmaier. "Wenn das für den Speckgürtel gilt, warum soll es für die Wiener Außenbezirke nicht gelten? Stimmungslagen oder Lebenswelten halten sich nicht an politische Grenzen."

In dieser Hinsicht könne man Fischamend oder Schwechat, wo Arbeiter sich ein Häuschen gebaut haben, durchaus mit Flächenbezirken wie Donaustadt oder Simmering vergleichen - mit der offenen Flanke der SPÖ zur FPÖ. Bürgerliche Gegenden wie Perchtoldsdorf könne man wiederum als Äquivalente zu den äußeren Teilen von Döbling oder Währing sehen - mit der offenen Flanke zu Grünen oder Neos.

Hier endet die Vergleichbarkeit. Denn es gibt zwei wesentliche Unterschiede. Erstens ist der Nicht-Wähler für die SPÖ in Wien ein viel größerer Feind als in Niederösterreich. Zweitens hat die Wiener Partei einen viel schlagkräftigeren Apparat, um auf drohende Verluste zu reagieren.

Filzmaier schreibt einen Teil der Schlappe bei den NÖ-Gemeindewahlen "sturkturellen Problemen" der Landespartei zu. "Das Ergebnis ist kein Ausreißer. Die SPÖ verliert in dem Bundesland generell." Die Landespartei habe es verschlafen, den Gesamtapparat zu modernisieren, man mobilisiere oder kampagnisiere noch wie in den 70er und 80er Jahren.

Ob die Partei einen harten oder soften Kurs gegenüber der dominierenden ÖVP mit Landeshauptmann Erwin Pröll fahre, sei dabei nicht entscheidend.

Ein schwarzer Tag war der Wahlsonntag für die SPÖ Wiener Neustadt. Wegen der Konkurrenz durch insgesamt zehn Listen, das erfolgreiche Antreten von ÖVP-Klubobmann Klaus Schneeberger und eines Zuwachses der FPÖ verlor die SPÖ die absolute Mehrheit. Bürgermeister Bernhard Müller trat zurück.

Trost spendet der neue Held der SPÖ-Niederösterreich, Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler. Er holt mit 73 Prozent das beste Nachkriegsergebnis.