Zum Hauptinhalt springen

Image-Politur für Schuhe und Mode aus Italien

Von Petra Medek

Wirtschaft

Für frischen Wind bei dem italienischen Modehändler Nico sorgt Doris Postl: Die erst 30-Jährige zeichnet seit März dieses Jahres als Geschäftsführerin der Nico Austria Handels GmbH verantwortlich und verpasst der Fashionkette, die fast ausschließlich italienische Mode bietet, in Österreich nun an der Spitze eines jungen vierköpfigen Managementteams einen neuen Anstrich.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ausreichend Erfahrungen hat die "eingefleischte Wienerin", wie sie sich selbst bezeichnet, trotz ihres jungen Alters schon gesammelt: Nach dem Start in die Branche bei C&A wechselte sie zu H&M, wo sie "von der ersten Stunde an dabei war und sieben Jahre lang eine vielseitige Tätigkeit" ausübte, wie Postl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erzählt. "Ich wollte immer kreativ und mit Mode arbeiten, aber trotzdem analytisch-mathematische Elemente in meiner Tätigkeit. Vor allem aber wollte ich mit Menschen arbeiten", meint Postl. Die Arbeit in der Modebranche erfüllt all diese Anforderungen.

Für die schwedische Modegruppe baute sie die Personalabteilung und das Controlling für den österreichischen Markt auf und nahm im Zuge dessen auch an zahlreichen Schulungen in Deutschland und Schweden teil. Ihre Liebe zu Italien und Schuhmode kam ihr gelegen, als sie sich für die neue Herausforderung in der Geschäftsführung von Nico Österreich entschloss.

Innenstadt statt Outlet

Trotz des drückenden Wettbewerbs am heimischen Bekleidungssektor glaubt Postl an das Konzept von Nico: Der Trend gehe zu Individualität und Qualitätsbewusstsein weg vom Preisargument, ist sie überzeugt. Nicht als "Outletcenter oder Diskonter, sondern als große italienische Boutique mit günstigen Preisen" wolle sich Nico zukünftig am Modemarkt positionieren.

Mit Shops in Innenstadtlagen möchte Nico zukünftig auf jeweils rund 1.000 bis 2.000m² in ganz Österreich italienische Mode bieten, am besten in allen Bundeshauptstädten, berichtet Postl von den ehrgeizigen Expansionsplänen. Gerade im Aufbau sei ein Shop auf der Linzer Landstraße, der im Herbst 2002 eröffnet werden soll. Der bisher in Oberösterreich bestehende Standort Sattledt soll veräußert werden und fungiert bis dahin als Outlet-Store, allerdings nicht unter der Dachmarke Nico.

Erst vor zwei Wochen wurde der erste Standort in Vorarlberg eröffnet. Auf rund 2.300 m² Verkaufsfläche in der Dornbirner Innenstadt werden Damen-, Herren- und Kinderbekleidung und Schuhe geboten. "Das ist der erste Shop im neuen Stil. Ein Standort, wie ich ihn mir neuen Mal in Österreich wünschen würde", zeigt sich Postl zufrieden. Viel Zeit für die Konzeption des neuen Geschäftslokals blieb allerdings nicht, denn erst Ende Juni wurde der Vertrag für den Shop im Dornbirner Bertolini-Haus fixiert. Auch die Zusage für den Standort im Gasometer im 11. Wiener Gemeindebezirk kam relativ kurzfristig, da beide Geschäfte ursprünglich von Libro/Amadeus bezogen werden sollten. Die Lage im Gasometer habe nicht hundertprozentig ins Konzept gepasst, "aber wir haben uns dann entschlossen, es trotzdem zu machen, weil es ein spannendes Projekt ist", so Postl.

Zwischen dieser Entscheidung im Frühsommer und der Eröffnung des Shops Ende August 2001 liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. "Da ist es schon einmal vorgekommen, dass wir um Mitternacht noch Kollektionen aus den Lkws ausgeladen haben", erzählt Postl lächelnd. Noch habe sie eine Sieben-Tage-Woche mit rund 60 Wochenstunden, nach den turbulenten Zeiten der Geschäftseröffnungen werde es "jetzt aber bald besser", gibt sie sich optimistisch.

Auch der erste Nico-Standort in Wöllersdorf in Niederösterreich, gleichzeitig Zentrallager und Zentrale, wurde kräftig umgekrempelt. Riesige Verkaufsflächen wie wir sie dort hatten, sind nicht mehr zeitgemäß und passen nicht in unser neues Konzept", so Postl. Innerhalb von nur vier Wochen wurde die Verkaufsfläche von zuvor 7.000 m² für Textilien und weiteren 2.500 m² für Schuhe auf nun zusammen 5.000 m² gestrafft. Je zur Hälfte bietet der Shop Bekleidung für Damen, Herren und Kinder sowie Schuhe, Taschen und Accessoires.

Kleine italienische Stadt in Wöllersdorf

Insgesamt steht in Wöllersdorf eine Fläche von 60.000 m² im Besitz der Gruppe, die nun weitervermietet werden soll. Idee dahinter ist die Schaffung einer "kleinen italienischen Einkaufsstadt" im Süden Wiens, die Nico rund um den eigenen Standort gemeinsam mit einem Investor aufbauen will. Als Mieter kämen typisch italienische Shops wie etwa Gartenmöbelhändler und Fachgeschäfte für Fliesen und Terra Cotta in Frage, so Postl.

Ein weiterer Zukunftsplan ist die Expansion der Gruppe nach Deutschland und der Schweiz. Das sei aber erst in rund 5 Jahren überlegenswert, meint Postl. Die als Familienbetrieb 1961 in Italien gegründete Gruppe machte im Jahr 1989 mit der Eröffnung de zwei Megastores in Wöllersdorf und Sattledt den ersten Schritt ins Ausland. Nach Österreich folgten Niederlassungen in Polen, der tschechischen Republik, Ungarn und Litauen. Gegenwärtig hat die Gruppe elf Geschäfte mit 800 Angestellten und einem Gesamtumsatz von 200 Mrd. Lire (103,3 Mill. Euro). Nach der Ausdehnung in Osteuropa expandiert Nico nun nach Venezuela, Brasilien, Madagaskar und Australien.

In Österreich beschäftigt Nico derzeit rund 150 Mitarbeiter, bei den nächsten Expansionsschritten kommen je Filiale weitere 30 Arbeitsplätze hinzu, vorwiegend sind Frauen in Teilzeit für Nico tätig. "Wir würden uns aber über mehr männliches Verkaufspersonal freuen", ist Postl um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis des Personals bemüht.