Düfte zur Verkaufsförderung. | Fehlzeiten | verringern sich. | Wien. Beat Grossenbacher spricht gern von positiven Botenstoffen. Der Schweizer ist jedoch kein Hormonpapst, und auch mit der Logistikbranche hat er nichts zu tun. Grossenbacher ist Experte für Duftmarketing. Seine Firma vertreibt Geräte der Marke Air Creative, welche die Luft reinigen und unerwünschte Gerüche neutralisieren sollen, um anschließend Duftmischungen abzugeben - von Orange über Lavendel bis Weihrauch, je nach erwünschter Wirkung. Und hier kann Grossenbacher mit einer ganzen Palette aufwarten: In Boutiquen müsse die Luft emotionalisierend und erotisierend wirken, in Restaurants appetitanregend. Für Unternehmen im Finanzsektor wählt er dagegen Düfte, die Sicherheit vermitteln, erzählt Grossenbacher, dessen Firma vor 15 Jahren in der Schweiz gegründet wurde und dort unter anderem die Großbank UBS zu ihren Kunden zählt.
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Dabei müssen die Düfte immer knapp unter der Wahrnehmungsschwelle bleiben, betont er. Denn viele Einzeldüfte wirkten polarisierend - was der eine mag, verursacht bei einem anderen negative Assoziationen oder gar Kopfweh.
Die richtigen Duftstoffe lassen die Kassen klingeln, ist er überzeugt. Mit gezielter Luftveredelung, wie er es elegant formuliert, könne man positiv auf Kunden einwirken und so Umsatzsteigerungen erreichen, betont der Vertriebsprofi. Untersuchungen der Universität Paderborn hätten gezeigt, dass Personen nach dem Beduften eines Raumes mit Zitronenduft eine knapp 15 Prozent höhere Kaufbereitschaft gezeigt hätten. Die Kommunikationsbereitschaft stieg sogar um fast 19 Prozent.
Sogar von bedufteten Bargeldautomaten weiß Grossenbacher zu erzählen: Von diesen sei im Vergleich zu den herkömmlichen Geräten um 7,8 Prozent mehr Geld behoben worden.
Höhere Konzentration
Doch damit nicht genug: Auch in der Personalpolitik sieht er Vorteile: "Eine angenehme Atmosphäre bringt 20 bis 40 Prozent weniger Krankenstandstage", verweist Grossenbacher auf Erfahrungen beim Schweizer Telekom-Konzern Swisscom. Das habe natürlich auch damit zu tun, dass natürliche Duftstoffe antiseptisch wirken.
Weil gereinigte und beduftete Luft die Stimmung hebe, komme auch Mobbing weniger oft vor, und die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter steige merklich.
Doch genau diesen Aspekt machen Kritiker der Luftveredelung zum Vorwurf, klagt Grossenbacher. Mitunter kommt es vor, dass Unternehmen ihm nach einer Schnupperphase wieder absagen, weil die Belegschaft des jeweiligen Unternehmens fürchtet, sie werde durch die Düfte manipuliert und müsste nun mehr arbeiten, berichtet er.
Besonders in Deutschland ortet er Skepsis - dabei ist seine Firma dort bereits seit 13 Jahren auf dem Markt. "Ich denke, die Österreicher sind da offener", meint er hoffnungsvoll mit Verweis auf einen Ableger seines Unternehmens, der seit kurzem hierzulande aktiv ist.
Duftmarketing ist auch in Österreich schon seit Jahren im Einsatz. Vor allem Handelsbetriebe, aber auch Hotellerie und Gastronomie zählen zu den häufigsten Kunden. Positive Erfahrungen eingeflogen hat auch die heimische Fluglinie AUA. Sie lässt die Luft in ihren VIP-Lounges professionell reinigen und mit einer speziellen Mischung beduften. "Und wir sind damit sehr zufrieden", erzählt eine AUA-Sprecherin. Hersteller dieser Duftkreation ist die Firma Profumo Verde mit Sitz in Graz. Wer Luft parfümiert, wird jedoch nicht nur angeheuert, um die Stimmung und die Umsätze zu heben, weiß Udo Pestitschek von Profumo Verde. Sein ungewöhnlichster Auftrag erfolgte für eine Theatervorführung: Hier war der Geruch von Pferdemist gefragt.