Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Man könnte es sich als unterhaltsamen Zickenkrieg schönreden. Wenn es nicht ermüdend wäre, welche Riesenwellen kleine Auseinandersetzungen heute schlagen. Der Modedesigner Domenico Dolce hat in einem Interview auf die Frage, ob er Kinder will, gesagt: "Nein, ich bin schwul, ich kann keine Kinder haben." Er führte auf Nachfrage weiter aus, dass er sich mit künstlicher Befruchtung nicht anfreunden könne, dass er gegen "gemietete Gebärmütter" sei, und er nannte durch IVF entstandene Kinder "synthetisch". Vor allem Letzteres erboste Popsänger Elton John, der zwei solcherart gezeugte Kinder hat. Das ist sein gutes Recht - jedes Elternteil, ob homo- oder heterosexuell, eines Kindes, das durch IVF entstanden ist, würde dieses vor so dümmlichen Herabwürdigungen schützen wollen.
Nun ist es aber schon so, dass Domenico Dolce trotzdem dieser Meinung sein darf. Er muss nicht eine Familie gründen, mit deren "Produktion" er sich unwohl fühlt. Es ist bizarr, ihm vorzuwerfen, er schüre homophoben Hass - dasselbe kann man Elton John vorwerfen, der zum Boykott gegen ihn aufrief. Man möge ein gewagtes Gedankenspiel anstellen: Fragt man heute eine Frau, ob sie Kinder haben will und sie verneint, dann wird eine Mutter mit vielen Kindern, die sie für diese Einstellung angreift, sicher nicht ungeschoren davon kommen.
Dass das Ganze nebenbei gefinkelte PR für die Kollektion von Dolce & Gabbana war, ist natürlich wieder keinem aufgefallen. Diese "Hommage an Mütter" haben sie mit babytragenden Models präsentiert. Und Stefano Gabbana meinte nach dem Shitstorm: "Vielleicht verlieren wir ein paar Elton-Fans, dafür gewinnen wir ein paar Mütter."