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Ein bisschen scheel angeschaut wird es schon von der Intelligenzija, das Genre der historischen Literatur. Das liegt an den Bergen von bunten Büchern mit Lilien oder halb entkleideten mittelalterlichen Maiden am Cover, durch die man sich im Eingangsbereich einer Großbuchhandlung kämpfen muss. Dabei ist das ein bisschen unfair. Einer Stephenie Meyer hat es schließlich auch nicht geschadet, dass Horden von mittelmäßigen Autoren ihrer "Twilight"-Vampirliebe nachgeeifert haben. Und der historische Roman hätte sogar eine profunde literaturhistorische Basis, mit einem Walter Scott etwa. Es war nämlich nicht alles immer schon "Die Wanderhure".
Der Booker Prize, eine der renommiertesten Auszeichnungen für englischsprachige Literatur, hat jetzt ein bisschen zur Ehrenrettung der Gattung beigetragen. Bereits zum zweiten Mal - das passiert nicht oft - hat Hilary Mantel den Preis zugesprochen bekommen. Und zwar für die Fortsetzung des Romans, für den sie ihren ersten Booker Prize bekommen hat. Beide, "Wolf Hall" und "Bring up the bodies", spielen in der Zeit Heinrich VIII.
Gut. Das ist natürlich eine leichte Übung, kann man sagen. Bei der Vorlage. Und das sagt sogar Mantel selbst: "Diese Zeit hatte alles. Sie hatte Sex, Melodrama, Verrat, Verführung und gewaltsamen Tod. Was will man mehr?" Damit hat schon die TV-Serie "The Tudors" völlig Unbedarften Geschichte schmackhaft gemacht. Aber vielleicht könnte es Frau Mantel einmal mit der Hallstattkultur probieren? Die bräuchte noch eine sexy Aufarbeitung.