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Der 28. April ging als historisches Datum in die Salzburger Landesannalen ein: Zum ersten Mal stellte die SPÖ mit Gabi Burgstaller die Nummer Eins im Land. Seitdem bleibt sie ihrem Erfolgsrezept aus Oppositionszeiten treu, analysiert der Salzburger Politikwissenschafter Herbert Dachs im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": Nur nicht anecken, immer schön in der Mitte bleiben. Die ÖVP hat damit so ihre Probleme.
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Dass Burgstaller und die Salzburger SPÖ ihr Versprechen gebrochen hätten, kann wirklich niemand behaupten: Mit dem Slogan "wir ändern nicht viel, aber ein bisschen" sind die Roten im Frühjahr in die Schlacht gegen die schwer angeschlagene ÖVP gezogen - und so regieren sie das Land auch.
Für Dachs ist die Strategie Burgstallers klar: "Die SPÖ will in der Mitte regieren." Jene Eigenschaft Burgstallers, die ihr schon den Sieg über die ÖVP von Alt-Landeshauptmann Franz Schausberger ermöglicht hat, ihre überragenden kommunikativen Fähigkeiten, sollen ihr nun auch ein langes Leben als Landeshauptfrau sichern.
Tatsächlich hat Burgstaller seit ihrer Angelobung erfolgreich und mit Unterstützung ihrer bestens eingespielten Regierungsmannschaft jede unpopuläre Entscheidung und Polarisierung vermieden. Mit einer Ausnahme: In der von ihrem LH-Stellvertreter und Schausberger-Nachfolger Wilfried Haslauer entfachten Debatte über Abtreibungen an Landesspitälern.
Was auch immer die ÖVP und Haslauer selbst mit dieser Diskussion erreichen wollten, profitiert davon hat einzig und allein die Landeshauptfrau, ist Dachs überzeugt: "Burgstaller konnte sich damit problemlos in einer Frage, die schon längst kein gesellschaftspolitisches Streitthema mehr ist, als moderne Politikerin positionieren ohne zu polarisieren. Der Profilierungsversuch Haslauers ist eindeutig nach hinten gegangen."
Die missglückte Abtreibungs-Debatte steht symptomatisch für die Probleme der ÖVP, mit der für sie ungewohnten Rolle des Juniorpartners zurecht zu kommen. "Es fällt schwer zu sagen, wofür die Volkspartei derzeit unverwechselbar steht", analysiert Dachs.
Auch auf traditionelle schwarze Netzwerke und Bündnispartner ist im Falle des Machtverlusts nur mehr bedingt Verlass. Vor allem die Wirtschaftskammer ist in ihrem ureigensten Interesse auf gute Beziehungen mit der stärksten Partei angewiesen. Und mit sachpolitischer Kritik ist einer mit guten Sympathiewerten ausgestatteten Landeshauptfrau immer schwer beizukommen.
Für handfeste Prognosen für die 2009 anstehenden Landtagswahlen sei es zwar noch deutlich zu früh, doch handfeste Anzeichen für einen "Pendelschlag zurück" zur ÖVP sieht Dachs aus heutiger Sicht nicht.