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Im Zweifelsfall ist Lucy schuld. Sogar daran, dass wir bereitwillig Fake-News glauben, hat Lucy ihren Anteil. Weil Lucy, geboren um den 30. Februar des Jahres 3.200.017 vor Christus, und ihre Brüder und Schwestern uns nämlich bis heute mit ihren Genen und Verhaltensweisen versorgt haben.
So sehen das zumindest Jay Van Bavel und Andrea Pereira von der University of New York (USA). Ihnen zufolge ist, seit sich unsere Vorfahren aufgerichtet haben, im quasi post-äffischen Verhalten gespeichert, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe höher steht als Fakten. Die Gruppe kann dabei ethnisch, politisch, religiös, national oder anders definiert sein. Tatsächlich sind etwa die sich in erstaunlichem Tempo mehrenden Anhänger der schwachsinnigen These, die Erde sei eine Scheibe, durch keinen Beweis für deren Kugelgestalt von ihrer Überzeugung abzubringen.
Für die aufklärerische Argumentation bei Fake-News schlagen Jay Van Bavel und Andrea Pereira indessen eine problematische Vorgangsweise vor, nämlich sich bei der Argumentation auf die größtmögliche Mengengruppe (beispielsweise "alle Österreicher" statt "linke versus rechte Österreicher") zu beziehen, das würde die Polarisierung verringern.
Aber geschieht das wirklich? Oder findet die Polarisierung dann erst recht statt, nur mit anderen Gruppen, die sich im schlimmsten Fall zu Konflikten zwischen Ethnien, Nationen und Religionen ausweiten können? Vergessen wir nicht: Lucy hat uns auch das Kriegführen vererbt.