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Immer live dabei als nur Adabei

Von Judith Belfkih

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Sie galten lange Zeit als Hoffnungsträger in einer sich rasant wandelnden Medienbranche - die Society-Formate. Im TV erleben sie gerade ihr eigenes Artensterben. "Chili" im ORF ist Vergangenheit, "Pink" bei Puls4 keine eigene Sendung mehr und die ATV-"Hi Society" gibt es künftig nicht mehr täglich. Nur das ORF-Schlachtross "Seitenblicke" erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Bei Zusehern ebenso wie bei Mitwirkenden.

Die Erklärung liegt wieder einmal im Internet. Denn die klassische TV-Society-Geschichte ist nach wie vor die Event-Berichterstattung. Der Promi nippt an einem Glas Wein, die Reporterin ist exklusiv dabei, der Seher damit auch. Alle glücklich. Aber eben erst am nächsten Tag. Bis dahin haben heute zehn ebenfalls anwesende D-Promis illustre Fotos nebst Kommentar getwittert und deren E-Promi Freunde haben diese dann mit ihren Z-Promi-Bekannten via Facebook geteilt. Und so jemanden kennt schließlich jeder.

Vielleicht gab es aber auch einen Live-Stream oder einen Live-Ticker. Oder das Glas Wein wurde sogar einmal außerhalb Österreichs benippt. Einen Adabei, der exklusiv Zugang zur Glitzerwelt hat, braucht es immer seltener.

Die Sehnsucht danach, sich im Glanz von Reich und Schön zu sonnen, ist auch im Internetzeitalter ungebrochen. Und auch der Bedarf an dem kleinen Quäntchen Trost, der in der Erkenntnis steckt, dass die Kombination aus mehr oder minder reich, schön und berühmt auch keine Garantie für Glück bedeuten, ist nicht kleiner geworden. Nur Adabei kommt nicht mehr. Er ist sowieso immer schon vor Ort. In Echtzeit.