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Wien. Während immer mehr Private in Österreich in die Schuldenfalle schlittern, ist die Zahl der Unternehmenspleiten bis jetzt noch stabil geblieben. "Die ersten Gewitterwolken" ziehen allerdings in den Bereichen Tourismus und maschinelle Fertigung auf, analysiert Hans-Georg Kantner die am Donnerstag veröffentlichte Insolvenzstatistik des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) für die ersten drei Quartale 2008. Für heuer erwartet der KSV 8.550 Privatpleiten, die Zahl der Firmeninsolvenzen werde um höchstens zwei Prozent über dem Vorjahr von 6.295 Fälle liegen.
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Symptomatisch für die aktuelle Insolvenzentwicklung sei, so Kantner, die Situation in der Steiermark. Aufgrund der stark von maschineller Fertigung geprägten Wirtschaftsstruktur seien dort die Unternehmenspleiten im Jahresvergleich mit 22 Prozent am stärksten in die Höhe geschnellt und haben einen historischen Höchststand von 666 Fällen erreichten.
Insgesamt gingen die Firmenpleiten in Österreich in den ersten drei Quartalen im Jahresvergleich um 1,6 Prozent auf 4.725 Fälle zurück, die Zahl der eröffneten Verfahren stieg um 4,3 Prozent auf 2.401 Fälle, bei den mangels Masse abgewiesenen Konkursen gab es einen Rückgang um 6,9 Prozent auf 2.324 Pleiten. Die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten sind im Jahresvergleich mit 1,8 Mrd. Euro stabil geblieben, die Zahl der betroffenen Dienstnehmer stieg jedoch um 10,9 Prozent auf 15.300 Betroffene an.
Die Zahl der Privatkonkurse ist von Jahr zu Jahr und von Quartal zu Quartal angestiegen und hat auch heuer zweistellig zugelegt. Insgesamt stieg die Zahl der Privatpleiten in den ersten drei Quartalen 2008 im Jahresvergleich um 11,9 Prozent auf 7.271 Fälle. Die eröffneten Verfahren nahmen um 17,6 Prozent auf 6.469 Fälle zu, bei den mangels Masse abgewiesenen Konkursanträgen gab es einen Rückgang um 19,6 Prozent auf 802 Pleiten. Die geschätzten Verbindlichkeiten stiegen um 2,5 Prozent auf 777 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2008 erwartet Kantner, dass die Zahl der Privatkonkurse in etwa um 17 Prozent auf rund 8.550 Fälle ansteigen werde.
Laut KSV haben die durchschnittlichen Schulden der privaten Konkursanten um rund 15 Prozent abgenommen. Echte Private, also keine ehemaligen Unternehmer, schulden ihren Gläubigern im Schnitt 50.000 Euro. Primär haben sie Schulden bei Finanzdienstleistern und Kreditinstituten (80 Prozent), der Rest entfällt auf den Versandhandel und Telekomunternehmen. Dazu kommen rückständige Unterhaltszahlungen, offene Mieten, Strom- und Gasrechnungen. Die durchschnittlichen Schulden ehemaliger Unternehmen betragen rund 250.000 Euro. (APA)
Dossier: Insolvenzen