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Die Feierstimmung wurde getrübt am Donnerstagabend. Es war ohnehin eine aus dem üblichen Rahmen fallende Verleihung des Österreichischen Filmpreises. Denn immerhin waren - bisher beispiellos - zwei Filme nominiert, in denen ein Schauspieler mitspielt, der sich für den Besitz von Bildern von sexuellem Missbrauch an Kindern verantworten wird müssen. Natürlich war er selbst nicht nominiert, natürlich war er nicht anwesend. Aber der Skandal, der die nach wie vor schwelende Machtmissbrauchsproblematik auch im österreichischen Film mehr in den Fokus geholt hat, waberte unverkennbar durch die Feierlichkeit. Es gab neben Lippenbekenntnissen zu einer "Kultur des Hinschauens" auch neue Vorwürfe, die Regisseurin Marie Kreutzer bei ihrer Rede vorbrachte. Alles ein klares Zeichen, dass hier noch lange nicht alles so aufgearbeitet ist, wie es angebracht wäre. Seit vor einem Jahr Regisseurin Katharina Mückstein die MeToo-Debatte auch hierorts mit reichlich Verspätung angestoßen hat, scheint man noch nicht gerade viel weiter gekommen zu sein.
Die Affäre Rammstein - gegen Sänger Till Lindemann ermittelt nun der Staatsanwalt wegen Sexualdelikten, die Plattenfirma hat die Zusammenarbeit mit der Band ausgesetzt - sollte eigentlich einmal mehr deutlich gemacht haben, wie wichtig es ist, über diese Themen zu sprechen. Damit auch junge, unerfahrenere Frauen rechtzeitig erkennen, wann sie mit Machtmissbrauch konfrontiert sind, und sich dagegen wehren.