In 44 oberösterreichischen Gemeinden wird am Sonntag wieder gewählt. Der Anteil der Stichwahlen steigt.
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Linz. Oberösterreichs Landeshauptstadt steht für einen Trend. Erstmals seit der Einführung der Bürgermeister-Direktwahl 1997 kommt es am Sonntag in Linz zu einer Stichwahl. Linz ist damit eine von 46 oberösterreichischen Gemeinden, in denen am großen Wahlsonntag vor zwei Wochen kein Bürgermeister-Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erreichte. Überall dort muss nun zwei Wochen später eine Stichwahl zwischen Erst- und Zweit-platziertem entscheiden. Das sind so viele Gemeinden wie noch nie.
Seit 1997 steigt die Anzahl der Stichwahlen von damals 28 kontinuierlich an. Einerseits treten wesentlich mehr Listen als vor knapp 20 Jahren an. Alleine schon FPÖ und Grüne waren diesmal mit wesentlich mehr Kandidaten im Rennen als 1997. Die Stimmen teilen sich also automatisch auf mehrere Kandidaten auf. Dazu macht sich der Vertrauensverlust gegenüber den Großparteien ÖVP und SPÖ, die bei den Bürgermeistern dominieren, auch bei diesen Wahlen bemerkbar.
Die größte Aufmerksamkeit bekommen am Sonntag die beiden größten Städte des Landes, Linz und Wels, wo jeweils ein eindeutiges Rennen erwartet wird. In Linz gibt es das Duell der einst großen. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ, 43,8 Prozent im ersten Wahlgang) tritt gegen Herausforderer Bernhard Baier (ÖVP, 21,1 Prozent) an. Alles andere als ein klarer Sieg Lugers wäre eine große Überraschung und eine weitere herbe Enttäuschung für die SPÖ.
Wels könnte blau werden
Eine solche kündigt sich in Wels an. Dort dürfte die SPÖ erstmals seit 1945 den Bürgermeister verlieren, wenn Hermann Wimmer (SPÖ, 27,3 Prozent) nicht eine große Überraschung schafft. Denn Andreas Rabl (FPÖ, 47,6 Prozent) geht als klarer Favorit ins Rennen und schrammte im ersten Wahlgang nur knapp an den 50 Prozent vorbei. Die Wahl in Wels birgt Symbolkraft. Der dortige Bürgermeistersessel war eines von zwei großen Wahlzielen der Landes-FPÖ. In den beiden größten Städten ohne eigenes Statut, Leonding und Traun, verteidigt am Sonntag jeweils ein SPÖ-Bürgermeister den Sessel.
Gewählt wird am Sonntag allerdings nur in 44 Gemeinden. In zwei Gemeinden hatte der amtierende Bürgermeister keine Lust mehr auf eine Stichwahl. In beiden Fällen war es ein SPÖ-Kandidat - auch das passt zum insgesamt verpatzten Wahlgang der Sozialdemokraten. In Eferding, dem Zentrum von Oberösterreichs Gemüsekammer, tritt Bürgermeister Johann Stadelmayer trotz Platz eins und 43,3 Prozent im ersten Wahlgang nicht mehr an.
Er habe sein Wahlziel, im ersten Durchgang die Absolute zu holen, nicht geschafft, begründet Stadelmayer seinen Rückzug. Nun müssen die Eferdinger am 18. Oktober entscheiden, ob Severin Mayr von der ÖVP Bürgermeister der 3971-Einwohner-Stadt werden soll. Die Ankreuzmöglichkeiten: Ja und Nein. Mayr wäre mit 22 Jahren Österreichs jüngster Bürgermeister.
Die Ja-Nein-Frage stellt sich eine Woche nach Eferding auch St. Georgen am Walde. In der Mühlviertler Gemeinde an der Grenze zu Niederösterreich gab der amtierende Bürgermeister Leopold Buchberger nach Platz zwei im ersten Wahlgang auf. Der designierte Bürgermeister sorgte bereits für ein Kuriosum: Franz Hochstöger bekam nicht nur bei der Bürgermeister-Wahl die meisten Stimmen, sondern gewann mit einer Ein-Personen-Liste auch für den Gemeinderat sechs Mandate - von denen nun mangels Kandidaten fünf verfallen.
Besonders spannend ist die Wahl in Timelkam: Beim ersten Wahlgang lagen nur 0,4 Prozentpunkte oder 15 Stimmen
zwischen dem ÖVP- und SPÖ-Kandidaten. Die bisher rote Gemeinderatsmehrheit könnte also einen schwarzen Bürgermeister bekommen.
Zwei Stimmen fehlten
Trotz Platz eins besonders geärgert hat sich am Wahlsonntag wohl Karl Feuerhuber, ÖVP-Bürgermeister in Mondsee. Ihm fehlten nur zwei Stimmen auf einen Sieg im ersten Wahlgang. Gerhard Schaur, ebenfalls von der ÖVP und Bürgermeister von Taufkirchen, ging es ebenso.
Insgesamt dürfte der Sonntagabend wie schon vor zwei Wochen vor allem für die FPÖ erfreulich werden. Sie hat bereits neun Bürgermeister wie schon vor sechs Jahren fix. Elf FPÖ-Kandidaten treten bei den Stichwahlen an, vier davon als Nummer eins im ersten Wahlgang. Als einzige Partei hat damit die FPÖ nennenswerte Zugewinne bei den Bürgermeistern in Aussicht. Die ÖVP darf hoffen, die 330 Bürgermeister von 2009 wieder zu erreichen, die SPÖ wird wohl ein paar ihrer bisher 99 Gemeinden mit Bürgermeister verlieren.