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Immobilienkauf mit Hindernissen

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Wirtschaft

Rund 800.000 Wohnungen fehlen. | Kein Geschäft ohne Überprüfung des Grundbuchs. | Altbauten werden oft zu teuer verkauft. | Pressburg. Auf den ersten Blick wirkt das Angebot reichlich. Alle paar Meter finden sich im Zentrum von Pressburg inzwischen Boxen mit kostenlosen Hochglanzmagazinen über den Kanzlei-, Wohnungs- und Häusermarkt in der slowakischen Hauptstadt und ihrer näheren Umgebung. Der Traum von den eigenen vier Wänden scheint nirgendwo leichter zu verwirklichen zu sein als gerade hier. Daher erwägen inzwischen auch viele Österreicher einen Immobilienkauf im Nachbarland.


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Doch ist hier äußerste Vorsicht geboten. Denn der schöne Schein trügt. In der Slowakei fehlen nach Angaben des Bauministeriums 800.000 Wohnungen, und zwar vor allem kleine Einheiten in Pressburg. Bauminister Marian Janusek hat zwar zugesichert, alles daran zu setzen, dass in naher Zukunft jährlich etwa 15.000 neue Wohnungen entstehen. Selbst bei Erfüllung dieser Vorgaben würde das Nachbarland im europaweiten Vergleich aber noch weit hinterherhinken; im Durchschnitt werden in der EU pro Jahr 20.000 Neuwohnungen fertiggestellt.

Begrenzte Lebensdauer der Plattenbauten

Wegen des eklatanten Mangels an Wohnraum werden vor allem Gebrauchtimmobilien oft zu Preisen angeboten, die durch die Qualität des betreffenden Objekts nicht unbedingt gerechtfertigt sind. Das gilt vor allem für Altplattenbauten im Stadtteil Petrzalka, deren Lebenszeit auf maximal 50 Jahre veranschlagt ist.

Im Herzen von Pressburg kostet der Quadratmeter umgerechnet zwischen 1.300 und 2.600 Euro; das sind gut 25 Prozent mehr als anderswo in der Slowakei. Nach Auskunft von Lexxus, des größten Maklerunternehmens in Pressburg, ist auch langfristig nicht mit einer Beruhigung der Preise zu rechnen.

Die Situation verschärft sich momentan noch dadurch, dass wegen des für 2009 angepeilten Euro-Beitritts der Slowakei für die kommenden Jahre mit deutlich erhöhten Zinsen bei der Aufnahme von Darlehen und Krediten für den Immobilienerwerb zu rechnen ist, auch wenn die Regierung eine deutlich verbesserte Förderung von Hypotheken angekündigt hat. So wollen viele momentan noch die Gunst der Stunde in Form eines vergleichsweise niedrigen Hypothekenzinses nutzen.

Zahlungen nur wenn

Grundbrief vorliegt

Der überhitzte Markt zieht dem Vernehmen nach auch zahlreiche unseriöse Geschäftemacher an. Die slowakische Makler-Vereinigung warnt vor allem davor, sich allein auf mündliche Auskünfte zu Grundbucheintragungen während einer Besichtigung zu verlassen. Es gelte auch vorsichtig zu sein, wenn seitens des Verkäufers auf der Zahlung einer Kaution "zum Nachweis der Ernsthaftigkeit des Geschäfts" bestanden und dem Käufer die Vorlage des aktuellen Grundbriefs erst nach Hinterlegung der Sicherheit versprochen werde; hier gebe es viele Betrugsfälle. Oft genug werde auch mit gefälschten Personaldokumenten gearbeitet; ein potenzieller Käufer solle daher alle Möglichkeiten zu deren Verifizierung ausschöpfen.