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Immofinanz-Krimi: Erste Anklage über 32 Millionen Euro Schaden

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Verdächtiger Ex-Banker Petrikovics erklärte Ermittlern seine Sicht der Dinge.


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Wien. Mehr als drei Jahre nach der ersten Beschuldigteneinvernahme des früheren Constantia Privatbank- und Immofinanz-Vorstands Karl Petrikovics liegt die erste Teilanklage im Fall der sogenannten "Hable Optionen" vor.

Auf 40 Seiten wirft die Staatsanwaltschaft Wien den früheren CPB-Vorständen Karl Petrikovics, Norbert Gertner, und Christian Thornton, sowie Ex-Aufsichtsrat Helmut Schwager und Treuhänder Ernst Hable Untreue und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Dem Vernehmen nach bestreiten die Verdächtigen die Vorwürfe.

Sie sollen laut Thomas Vecsey, Sprecher der Anklagebehörde, "von 2004 bis 2006 durch Optionsgeschäfte mit Immoeast- und Immofinanz-Aktien einen Schaden von rund 32 Millionen Euro verwirklicht haben". Rund 11,7 Millionen Euro sollen laut Vecsey dabei auf sogenannte Leerverkäufe entfallen.

Geschädigt worden sein sollen die Gesellschaften Immoeast, Constantia Privatbank (CPB), die Tochterfirmen CPB CFC und die CPB IMV sein. Die Tochterfirmen, die tatsächlich nicht im Constantia-Imperium konsolidiert wurden, sondern rechtlich selbständige Gesellschaften waren, sollen bei diesen Optionsgeschäften "entreichert" worden sein. "Es war nur in den Köpfen der Beteiligten eine wirtschaftliche Einheit", sagte ein Verteidiger zur "Wiener Zeitung". "Auf formalrechtlicher Ebene wurde dabei gefuhrwerkt, dass der Sau gegraust hat."

4,9 Millionen Aktien

Laut dem sechsten Einvernahmeprotokoll von Petrikovics soll die CPB Immobilien und Mobilien Vermietungs GmbH (CPB IMV) Hable von Oktober 2004 bis Mai 2005 vier Optionen zum Erwerb von insgesamt 3,937 Millionen Immoeast- und 1,05 Millionen Immofinanz-Aktien eingeräumt haben - zu einem Sonderpreis, was ihnen später einen lukrativen Gewinn beschert haben soll.

"Das waren Transaktionen, die Hable als Treuhänder für Gertner, Schwager und mich gemacht hat", sagte Petrikovics aus. "Hable selbst war nicht an diesen vier Kapitalerhöhungen interessiert, jedenfalls nicht in diesem Umfang." Auf die Frage der Ermittler, wem denn "die Idee zur Einräumung der Optionen kam", sagte Petrikovits: "Die Idee zu diesen vier Verträgen hatte ich. Gertner, Schwager und ich haben uns sicher öfters darüber unterhalten, warum wir nicht selbst an Kapitalerhöhungen teilnehmen."

Zugleich wollten die Ermittler wissen, "ob es einen Aufsichtsratsbeschluss für die Optionsgeschäfte gab". "Nachdem es in einer Tochter gemacht wurde, gibt es dazu keinen Aufsichtsratsbeschluss", gab Petrikovics zu. Eine Genehmigung sei nicht eingeholt worden, "weil wir sie für nicht notwendig erachtet haben".

Im Oktober 2006 verkaufte die CFC die 4,9 Millionen Aktien an die Tochter IMV, die Verkäuferin wurde dabei laut Einvernahme mit 6,34 Millionen Euro durch die Preisdifferenz belastet.

Ende 2006 sollen aus dem Deal dann 14,63 Millionen Euro und Anfang 2007 5,36 von der CPB IMV über den Treuhänder geflossen sein. Die IMV hatte Ende 2006 ein negatives Eigenkapital von 20,5 Millionen Euro. Laut Aktenlage sollen sich auch die Treuhandverträge, die Gertner vorlegte, und die, die bei Hable sichergestellt wurden, "unterscheiden".

"Die Beute-Verteilung"

Die Ermittler fragten Petrikovics auch, "wie das Verteilungsverhältnis der Beute festgelegt wurde": "Ich habe in Erinnerung, dass das Aufteilungsverhältnis 40:30:30 war", gab Petrikovics zu Protokoll. "Ich dachte, ich habe ein bisschen mehr bekommen, vermutlich, weil ich besser verhandelt habe." Laut Aktenlage haben Gertner, Petrikovics und Schwager im November 2008 rund 8,7 Millionen Euro Schadensgutmachung geleistet.