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Immofinanz will zuschlagen

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Für die fünf zum Verkauf angebotenen Bundeswohnbaugesellschaften interessiert sich u. a. die Immofinanz, die zum Imperium der Constantia-Privatbank gehört. Deren Chef Karl Petrikovics hat insbesondere die Buwog im Visier. Über den Wert der Liegenschaften gibt es Rätselraten, da das vieldiskutierte Gutachten der Lehman Brothers noch niemandem zugänglich gemacht wurde. Auch um die 3.500 Wohnungen der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) will die Immofinanz mitbieten.


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Alle fünf Gesellschaften (Buwog, WAG, WBG, ESG und EBS) verfügen über 62.265 Wohnungen auf einer Fläche von 4,3 Mill. m². Interessant sind laut Petrikovics die Wohnhäuser und gewerblichen Immobilien, weil sie ab dem Kauf sofort Erträge abwerfen. "Wir würden optimal verwerten." Der Immofinanz-Chef ist überzeugt, dass sein Unternehmen bei Verwaltung der Häuser günstiger sei als das BuwogTeam. "Hier kann man Kosten sparen." Außerdem würden Käufer nach Erwerb der Gesellschaften im Falle von Neuvermietungen den höchstmöglichen Zins verlangen. Den Wert der 5,13 Mill. m² Bauland hält Petricovics eher für gering. "Solche Flächen kann ich günstiger kaufen."

Er geht davon aus, dass die Mieter von den Investoren keine Kaufoption für ihre Wohnungen bekommen. "Wir sind nur an 100% Eigentum interessiert. Alles andere ist eine Entwertung." Geklärt sei auch noch nicht, ob die Gesellschaften samt Liegenschaften zu erwerben sein werden, oder ob der Finanzminister nur die Mieteinnahmen veräußert. Die Investoren könnten den Kauf über eine Buwog-Anleihe finanzieren. Hierbei würden nur die Mietverträge und die Bonität der Mieter bewertet, die restlichen Liegenschaften würden nicht berücksichtigt.

Verscherbeln zum Spottpreis

Für Gabriele Moser, Wohnbausprecherin der Grünen ist der "überstürzte Verkauf der Bundeswohnbaugesellschaften und BIG-Wohnungen blanker Wahnsinn", weil dies den Preis drückt. "Der Finanzminister füttert damit nur die Finanzmärkte und die Investoren. Die Häuser werden zum Spottpreis verscherbelt. Dass die Abwicklung des Buwog-Deals in die Hände des Immobilienmaklers Ernst-Karl Plech gelegt wurde, hält sie für bedenklich. Moser wurde auch vom Rechnungshof bestätigt, dass Plechs Personalunion als Koordinator der Buwog-Privatisierung und Aufsichtsratsvorsitzender der Buwog und WAG, sowie stv. Aufsichtsratsvorsitzender der BIG eine schiefe Optik hat. Der Schätzwert laut Lehman-Gutachen von 600 Mill. bis 1 Mrd. Euro für die fünf Bundesgesellschaften, ist für Moser viel zu gering angesetzt. "Ursprünglich wurde jede Wohnung mit 36.000 Euro bewertet, insgesamt machte das 2,2 Mrd. Euro." Warum zwei Jahre später eine andere Bewertungsmethode gewählt und damit ein Verlustgeschäft in Kauf genommen werde, erklärt sich die Grün-Politikerin damit, dass den Interessen der Investoren entsprochen werde. "Diese können dann Buwog & Co ausschlachten."

Der Finanzminister brächte sich durch den Verkauf um langfristige Erträge. Alle fünf Gesellschaften werfen pro Jahr mindestens 40 Mill. Euro ab, die dem Staat künftig entgehen. "Das kassieren künftig die Investoren." Sollte der Verkaufspreis gar nur 1 Mrd. Euro ausmachen, sei dies ein Verlustgeschäft für den Bund. denn dieser könne im Gegenzug maximal 25 Mill. Euro an Zinsen jährlich lukrieren.