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Die Immunantwort soll auch einer mutierten Form des Coronavirus standhalten.
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Eine kleine Studie macht große Hoffnung, dass die Pandemie in absehbarer Zeit erledigt sein könnte. Die Medizinuniversität Innsbruck bestätigt, dass von Covid-19 Genesene eine stabile Langzeitimmunität in Form von Antikörpern gegen die Lungenerkrankung aufbauen.
"Wir können sehr, sehr sicher sein, dass wir das Problem über die Immunität loswerden", sagt Studienleiter Florian Deisenhammer anhand von Daten, die er mit seinem Team seit März 2020 erhebt. Die Menschheit müsse sich nicht auf immer und ewig jedes Jahr gegen Covid impfen lassen, sondern drei bis vier Auffrischungen könnten reichen.
"Unser Immunsystem blickt auf eine Evolution von 500 Millionen Jahren zurück. Es ist extrem gut entwickelt. Von einer Viruserkrankung wie Covid-19 genest man nur, wenn man Immunität aufbaut. Warum je in Zweifel gezogen wurde, dass eine dauerhafte Immunität entsteht, ist schleierhaft", sagt Deisenhammer zur "Wiener Zeitung". Manche Wissenschafter gingen bisher davon aus, dass die Immunität gegen Sars-CoV-2 nach einer durchgemachten Infektion vier bis sechs Monaten anhält, ihre Zahl aber im Laufe der Zeit wieder abnimmt, zumal Genesene wieder erkranken können. "Wenn man die richtigen Antikörper misst, die gegen das Coronavirus gerichtet sind, bleiben diese stabil. Nur die falschen, weniger spezifisch wirkenden Antikörper verschwinden wieder", erklärt der Immunologe: "Auch das Immunsystem unterliegt dem Selektionsdruck."
Die Forschenden bauen auf Erfahrung auf. Viele Menschen hatten bereits in der Kindheit mit einem Coronavirus Kontakt. Etwa 25 Prozent erkranken ein zweites Mal, noch einmal die Hälfte ein drittes und nur wenige ein viertes Mal. "Danach ist eine stabile, langfristige Immunität hergestellt", erklärt der Leiter Neuroimmunologie der Innsbrucker Medizinuni. Das immunologische Gedächtnis würde sich diese Viren langfristig merken und immer gezielter angreifen. "Die Gedächtniszellen des Immunsystems werden immer spezieller und breiten sich aus."
"Fast 100 Prozent sicher"
Von den ursprünglich 29 Studienteilnehmern wurden zwei ausgeschieden, weil sie inzwischen gegen Covid-19 geimpft wurden und keine Blutprobe unmittelbar davor entnommen wurde. Antikörper gegen Sars-CoV-2 wurden im Blut der Probanden zu vier Zeitpunkten bestimmt: zwei bis acht Wochen, drei Monate, sechs Monate und zwölf Monate nach Symptombeginn. Zu allen Zeitpunkten konnten Antikörper nachgewiesen werden. "Die Antikörpermessungen sprechen eine klare Sprache: Man erfährt eine enorme Immunreaktion, wenn man sich als Genesener ein Mal - nach sechs bis zwölf Monaten - nachimpfen lässt. Geimpfte verzeichnen einfach einen enormen Anstieg an Antikörpern", sagt Deisenhammer. Und je mehr Antikörper gebildet würden, umso länger würden diese auch bestehen bleiben.
Immunität bedeutet Schutz vor Erkrankungen. Wer die erste Welle der Seuche überlebt, erkrankt bei der zweiten nicht mehr so schwer. Genesene, die sich zusätzlich noch impfen lassen, hätten eine "absolute, fast hundertprozentige Sicherheit", nicht mehr infiziert zu werden", betont er.
Welche Auswirkungen hat das auf die Impfstrategie? "Die Impfung verschafft ein weniger breites Immunspektrum. Jetzige Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 enthalten nur den immundominanten Teil des Virus. Nach zwei Mal Impfung bekommt man nicht denselben immunrelevanten Antikörperspiegel wie Impfung nach Genesung." Für nie an Covid-19 Erkrankte geht Deisenhammer aber davon aus, "dass dauerhafte Immunität nach drei bis vier Runden erreicht ist".
Gleichzeitig sieht er bis dato keine Anzeichen, dass Genesene ohne Impfung häufiger wiederinfiziert werden. Das Risiko sei auch hier "wahrscheinlich sehr gering, aber man kann es nicht gut messen, weil man dazu sehr viele Genesene über lange Zeit in Evidenz halten müsste". Die Immunreaktion sei bei Genesenen Geimpften aber breiter aufgestellt als bei Geimpften, so der Immunologe.
Bereits Anfang Dezember waren erste Ergebnisse der in Kooperation mit der Universitätsklinik für Psychiatrie II und dem Institut für Virologie durchgeführten Studie bekanntgegeben worden. Mit dem Ergebnis einer stabilen Langzeitimmunität für Genesene, ohne Sorge vor einer abermaligen Infektion oder einer Übertragung durch Immune. "Wir können die Gesellschaft beruhigen. Das Immunsystem wirkt. Man ist immun", erklärt der Studienleiter. Auch dass die Immunantwort einer mutierten Form des Coronavirus nicht standhalte, sei "höchst unwahrscheinlich". Die Immunantwort gegen die Varianten sei zwar geringer, aber "sie ist in vielen Fällen da".(est)